Die Gäubahn wird am Flughafen erst 2022 oder 2023 halten und damit bis zu zwei Jahre später als geplant Foto: Leif Piechowski

Stuttgart 21 geht in Etappen in Betrieb: Züge der Gäubahn aus Richtung Horb/Singen werden erst bis zu zwei Jahre nach der Inbetriebnahme der Stuttgart-21-Infrastruktur zum Landesflughafen fahren können.

Stuttgart - Das Infrastrukturprojekt Stuttgart 21 wird nicht auf einen Schlag, sondern in Etappen in Betrieb gehen. Das hat die Bahn am Dienstag auf Anfrage mitgeteilt. Grund sind die neuen Pläne für den Anschluss der Gäubahn an den Flughafen. Die Züge aus Singen sollen dort erst 2022 oder 2023 halten können. Der Flughafen-Fernbahnhof für Züge auf der Strecke Stuttgart–Ulm soll Ende 2021 fertig sein.

Die Pläne für den Flughafenanschluss sind im Genehmigungsverfahren. Sie sollen aber für den Bereich der Gäubahn erheblich geändert werden. Man werde beim Eisenbahn-Bundesamt (Eba) daher eine Zweiteilung des Abschnitts beantragen, so ein Sprecher der Projekt-GmbH Stuttgart–Ulm.

Zu Abschnitt eins gehören fünf Kilometer Strecke an der A 8, der 27 Meter unter der Messepiazza liegende zweigleisige Fernbahnhof und dessen Verbindungen zur Neubaustrecke. Teil zwei umfasst die neue Rohrer Kurve (Verbindung Gäubahn zur S-Bahn-Strecke zum Flughafen), den Extrahalt (ein Gleis) für die Gäubahn am Airport, die Verbindung zur Neubaustrecke Richtung Hauptbahnhof und vier Weichen westlich des S-Bahn-Halts Leinfelden. Mit ihnen wird ein Gleiswechsel möglich, wenn schnellere Gäubahnzüge S-Bahnen überholen müssten. Die Kosten für die Weichen seien in den zehn Millionen für die Rohrer Kurve enthalten, sagt die Bahn. Weitere Änderungen sollen 80 Millionen Euro kosten.

Mit den Zusatzweichen, dem Extrahalt und der Zusatzbrücke bei der Rohrer Kurve seien „alle Elemente so entwickelt, dass die Stabilität und Flexibilität für die Gäubahn und S-Bahn auf der Strecke gegeben ist“, sagte ein Projektsprecher. Man erwartet die Baugenehmigung für Teil eins bis Jahresende. Bisher war von August die Rede, um bis Dezember 2021 fertig werden zu können.

Über die Aufteilung und schrittweise Inbetriebnahme „sind wir informiert, aber weder wir noch der Flughafen sind glücklich darüber“, sagte ein Sprecher von Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Das Land werde seinen Finanzierungsanteil an den Änderungen bereits von 2018 an durch die Bestellung zusätzlicher Züge auf der Gäubahn – geplant ist ein Halbstunden- statt Stundentakt – leisten können.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) bewertet die Änderungen, zu denen auch ein zusätzlicher Bahnsteig in Vaihingen zum Umstieg von der Gäubahn auf die Flughafen-S-Bahn gehört, positiv. Langjährige VCD-Forderungen würden umgesetzt, allerdings zu horrenden Kosten. „Die gleichwertige Alternative mit ICE-Halt an der Neubaustrecke bei der Messe wäre 500 Millionen Euro günstiger“, sagt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb. Der Nachweis, dass die jetzige Lösung wirtschaftlich sei, könne nicht erbracht werden.

Aufgeschoben ist für die Bahn die juristische Klärung darüber, ob für den alten Hauptbahnhof ein Stilllegungsverfahren notwendig ist. Andere Bahn-Unternehmen hätten dann die Chance, Teile des Kopfbahnhofs zu übernehmen. Die Stuttgarter Netz AG will das Verfahren einklagen. Da ihr Vorstand zurückgetreten ist, finde die für 26. März angesetzte Verhandlung nicht statt, teilte das Verwaltungsgericht mit.