Winfried Hermann sieht sich in der Pflicht, Stuttgart 21 zu begleiten und zu fördern. Foto: dpa

Einst ist er erbitterter Gegner des Großprojekts Stuttgart 21 gewesen, jetzt lehnt er einen Ausstieg kategorisch ab: Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann sieht jede Landesregierung in der Pflicht.

Stuttgart - Trotz Finanzierungsproblemen beim Bahnprojekt Stuttgart 21 kommt für den baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) ein Ausstieg nicht infrage. Bei einem Volksentscheid 2011 habe sich die Bevölkerung gegen einen Stopp des Projekts entschieden, sagte der Minister am Montag im Bayerischen Rundfunk. „... und seitdem ist das für jeden in der Regierung Pflicht, das Projekt zu begleiten und zu befördern“, sagte Hermann. Ein Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 will sich am Montag dazu äußern, wie der bereits fortgeschrittene Bau zu verändern ist.

Minister Hermann machte auch deutlich, dass sich das Land angesichts drohender Kostensteigerungen von Bund und Bahn im Stich gelassen fühle. Die Kosten waren bisher mit 6,5 Milliarden Euro veranschlagt. Die Bundesregierung habe damals darauf bestanden, das Vorhaben ungeachtet der Kosten umzusetzen, sagte Hermann. „Wir können nicht mehr als die inzwischen weit mehr als 1,5 Milliarden Zuwendungen geben“, meinte er. Bahn und Bund seien nun in der Pflicht.

Die Stuttgart-21-Gegner appellieren an die Bahn-Aufsichtsräte, die an diesem Mittwoch in Berlin zusammentreffen, Alternativen zum Weiterbau mit zu bedenken. Unlängst wurde bekannt, dass sich die Inbetriebnahme womöglich um zwei Jahre auf 2023 verschiebt und deutlich teurer wird. Der Neubau des Stuttgarter Bahnknotens mit dem neuen unterirdischen Tiefbahnhof hatte 2010 begonnen.