Aus Ulrich Bergers Sicht ist die Schleife auf Plieninger Boden unnötig. Foto: Karte: DB/Bearbeitung: Berger

Ulrich Berger, SPD-Bezirksbeirat aus Plieningen, hat sich seine eigenen Gedanken über den Filderbahnhof von Stuttgart 21 gemacht. Er hat in seiner Freizeit eine Variante entwickelt, bei der der Plieninger Boden unberührt bliebe. Ein Interview.

Plieningen - Um den Bauherren von Stuttgart 21 zu zeigen, dass es auch ohne die Gäubahnschleife auf Plieninger Boden geht, setzt sich Ulrich Berger auch nach Feierabend hin. Der 62 Jahre alte SPD-Bezirksbeirat ist Diplom-Ingenieur hat sich einen Gegenvorschlag ausgedacht.

Herr Berger, wie lange haben Sie an der von Ihnen vorgeschlagenen Variante getüftelt?
Sie ist schon vor längerer Zeit entstanden, ich habe das schon während des Filderdialogs ausgearbeitet, und ich habe es jetzt noch mal ergänzt. Da sind auch die ganzen Diskussionen im Bezirksbeirat mit eingegangen, und wir haben uns auch mit Plieninger Bürgern zusammengesetzt.
Sie können das Zeitbudget, das Sie darauf verwendet haben, also nachträglich nicht mehr so richtig messen?
Nein, das kann ich jetzt nicht mehr im Einzelnen sagen, aber insgesamt habe ich schon viel Zeit reingesteckt. Erst nach der Offenlegung der Planfeststellungsunterlagen im Herbst vergangenen Jahres konnten viele Dinge zeitaufwendig nachvollzogen werden.
Ulrich Berger Foto: Sägesser
Welche Gefahr sehen Sie denn konkret für die Plieninger Markung?
Dass die Natur hier unwiderruflich zerstört wird und dass auch Stellen, die nur als Baustelleneinrichtungsflächen genutzt werden, über Jahre oder Jahrzehnte kaputt sein werden. Und wir bekommen nie mehr den Lössboden mit zwei Metern Stärke hin. Da wird es zwar oben wieder grün, aber man kann nicht mehr das Gleiche anpflanzen. Der Langwieser See wird auch geschädigt. Deshalb wird auch während der Bauzeit nebenan für die Amphibien ein kleiner Ersatzsee gebaut.
Was dräut dem Langwieser See Schlimmes?
Wenn ich durch den See grabe, 15 Meter tief, dann ist das restliche Gewässer meiner Meinung nach auch kaputt.
Machen Sie sich Hoffnungen, dass etwas aus Ihrem Vorschlag wird?
Ich habe mir wenig Hoffnungen gemacht, aber nachdem ich sehe, in welchem desolaten Zustand die ganze Planung im Moment ist, dass die Planer selbst nicht wissen, was sie machen sollen, besteht wieder eine Chance, da Dinge einzubringen, die die Plieninger Situation wenigstens etwas verbessern.
Mit jedem neuen Vorschlag könnte sich das Projekt aber weiter verzögern.
Da wurden über zehn oder noch mehr Jahre Pläne eingereicht, die nicht genehmigungsfähig oder nicht sinnvoll sind. Dann kann man jetzt auf jeden Fall noch mal ansetzen und eine sinnvolle Lösung gestalten.
Das Gespräch führte Judith A. Sägesser.