Anfang des Jahres hat Albert Hertig auf seinem Acker erklärt, was ihn am Vorgehen der Bahn stört. Im Hintergrund der Klingenhof. Foto: Archiv Sägesser

Der Plieninger Albert Hertig wehrt sich gegen die Bahn. Die Bahn will zwei seiner Ackerstreifen als Lager für die S-21-Baustelle ausleihen. Auf seinen Einspruch hin hat Hertig bisher noch nichts gehört. Das findet er ungeheuerlich.

Plieningen - Für seine Verstimmung findet Albert Hertig inzwischen schier keine Formulierung mehr. „Es ist schlichtweg eine Unverschämtheit“, sagt der Plieninger. Mehr oder weniger zufällig hat er erfahren, dass die Deutsche Bahn zwei seiner Ackerstreifen als Lagerfläche für den Bau der ICE-Trasse des Großprojekts Stuttgart 21 auf den Fildern beansprucht. Allein dieses Vorgehen erzürnt den Mann seit Monaten. Über den Fall hatte im Januar sogar das Fernsehen berichtet.

Nach eigenen Recherchen hatte Hertig herausgefunden, dass die Bahn seine beiden Äcker vorübergehend braucht. Vorübergehend bedeutet 15 Jahre. Hernach soll der Boden rekultiviert werden. Der Grundstücksbesitzer rechnet damit, dass es dann weitere zehn Jahre dauern dürfte, bis sein Boden wieder das ist, was er einmal war.

Einspruch gegen den Ackerklau eingelegt

Anfang dieses Jahres hatte Hertig Einspruch beim Regierungspräsidium (RP) Stuttgart gegen den Ackerklau eingelegt. „Bisher habe ich keinerlei Antwort erhalten“, sagt er. Das Schweigen der Behörde kann der Plieninger nicht nachvollziehen. Eine Bestätigung über den Posteingang aus Plieningen wäre aus seiner Sicht das Mindeste gewesen. „Egal welcher Art die Antwort gewesen wäre“, sagt er. „Schließlich wollen die ja etwas von mir, aber die sitzen wohl auf einem ziemlich hohen Ross.“

Aus der Sicht von Robert Hamm, dem Sprecher des Regierungspräsidiums, stellt sich die Situation derweil etwas anders dar. Bis zur Frist Ende des Jahres 2013 seien alles in allem 5500 Einwendungen gegen die Pläne der Bahn auf den Fildern bei der Behörde eingegangen.

Nicht jeder bekommt einen Empfangsbescheid

Die Einsprüche thematisieren laut Hamm ganz Unterschiedliches. Dass jeder, der einen Einwand habe, einen Empfangs- oder Zwischenbescheid bekomme, „ist aufgrund der Größe des Verfahrens nicht machbar“, sagt Hamm. Die Einsprüche seien Teil des aktuellen Planfeststellungsverfahrens des Bauabschnitts 1.3, die letztendliche Entscheidung wiederum werde vom Eisenbahn-Bundesamt getroffen. Verglichen mit dem Verfahren ums Grundwassermanagement am Hauptbahnhof könne sich die Entscheidung ungefähr noch ein Jahr hinziehen, wie der RP-Sprecher Robert Hamm sagt.

Der Ackerbesitzer Albert Hertig aus Plieningen hat sich jedenfalls vorgenommen, aufmerksam zu sein. Ihn würde es nach allem nämlich nicht mehr wundern, wenn er eines Tages zu seinen Äckern nahe der Landesmesse fährt und die Deutsche Bahn bereits ein Lager eingerichtet hat, ohne ihn darüber zu informieren, wie er sagt. Das werde nicht passieren, versichert indessen Robert Hamm vom RP. Hertig bekäme auf jeden Fall vorher Bescheid.