Das Bürogebäude in der Schützenstraße 4 steht unter Beobachtung. Foto: Peter Petsch

Der Tunnelbau für das Bahnprojekt Stuttgart 21 hat in der Schützenstraße 4 bei einem Bürogebäude zu einer leichten Absenkung geführt. Das Haus der Landeswasserversorgung steht seit eine Woche unter genauer Beobachtung.

Der Tunnelbau für das Bahnprojekt Stuttgart 21 hat in der Schützenstraße 4 bei einem Bürogebäude zu einer leichten Absenkung geführt. Das Haus der Landeswasserversorgung steht seit eine Woche unter genauer Beobachtung.

Stuttgart - Der Tunnelbau für das Bahnprojekt Stuttgart 21 hat bei einem Bürogebäude in der Schützenstraße 4 zu einer leichten Absenkung geführt. In dem siebenstöckigen Verwaltungstrakt aus den 50er Jahren hat die Landeswasserversorgung (LW) ihren Sitz. Seit wenigen Tagen lässt der Zweckverband sein Haus durch die eigene Vermessungsabteilung überwachen. Der Tunnelvortrieb direkt unter dem Gebäude ging auch am Sonntag ungebremst weiter. Mit großen Baumaschinen wurde lockerer Ausbruch aus der Röhre geholt und Beton zugefahren.

„Die Arbeiter schaffen pro Tag anderthalb Meter, damit müssten die Baumaschinen inzwischen direkt unter unserem Keller stehen“, sagte LW-Sprecher Bernhard Röhrle am Sonntag unserer Zeitung. Es sei richtig, so Röhrle, dass das Thema Tunnelbau den Verband seit vergangener Woche erneut beschäftige. Grund dafür sind feine Risse an einer Ecke der mit Natursteinplatten verkleideten Fassade. „Das Rissbild zeigt allerdings, dass diese Risse nicht neu sind“, so Röhrle. Dennoch wurde am Sockel an der Ecke zur Paul-Löbe-Staffel eine sogenannte Gipsmarke gesetzt. Mit dem Gipsbrocken an der Wand kann genauer beobachtet werden, ob sich der Spalt weitet.

Waren die Grabungsarbeiten Auslöser?

Neu ist allerdings, dass sich das Gebäude an der Ecke zur Löbe-Staffel hin um fünf Millimeter gesetzt hat. „Plus/minus zwei Millimeter Messungenauigkeit“, so Röhrle. Ob die Grabungsarbeiten Auslöser der Setzung waren, ist unklar. Zwei Monate zuvor habe die Bahn die parallel zum Wagenburgtunnel liegende Röhre, lange Heimat des gleichnamigen Musikclubs, „ausgeräumt, was man hier oben gehört hat“, so der Sprecher. Der alte, einst als zweiter Durchbruch für Autos in den Osten geplante Tunnel reichte nur wenige Meter unter das Haus. Er wurde komplett verfüllt, „um die Standfestigkeit des Gebäudes dauerhaft zu gewährleisten“, so der Sprecher. Der neue Bahntunnel liegt etwas tiefer und wird das Gebäude komplett unterqueren.

Sicher ist, dass sich die jetzt entdeckte Absenkung an der Hausecke in den letzten acht Wochen vollzogen hat, weil das Gebäude zuvor umfassend vermessen worden war. Die Wasserversorgung setzt seit letzter Woche ihr eigenes Vermessungsteam ein. Dieses hat ansonsten keine Veränderungen festgestellt. „Uns ist wichtig zu wissen, was weiter passiert“, sagte Röhrle, es werde häufig kontrolliert. Der Einsatz des eigenen Teams sei in enger Abstimmung mit der Bahn gelaufen, die Zusammenarbeit funktioniere. Eine Räumung des Hauses während des Tunnelbaus sei kein Thema. „Über derartige Szenarien wurde nicht gesprochen“, so Röhrle.

Die LW war vor drei Wochen in die Schlagzeilen geraten, weil ein Mitglied des Verwaltungsrates die von der Bahn angebotene Entschädigung für die Untertunnelung – zunächst 48 800, dann nur noch 30 300 Euro – nicht akzeptiert und damit für den Stopp des erst seit zwei Wochen laufenden Vortriebs gesorgt hatte. Verband und Bahn haben sich inzwischen auf ein Verfahren zur Wertermittlung geeinigt.