Foto: www.7aktuell.de/Florian Gerlach

Unter zaghaften Protesten hat der Abbruch des Südflügels am Hauptbahnhof begonnen.

Stuttgart - Begleitet von zaghaften Protesten hat der Abbruch des Südflügels des Stuttgarter Hauptbahnhofes für Stuttgart 21 am Montagnachmittag begonnen. Um 15.07 Uhr erfolgte der Baggerbiss in das denkmalgeschützte Gebäude, dessen Fundamente mit dem geplanten S21-Tiefbahnhof kollidieren würden. Etwa 200 Polizisten waren im Einsatz, um die Bauarbeiten zu schützen.

In acht Wochen soll Südflügel verschwunden sein

Ein 110 Tonnen schwerer Abbruchbagger mit einem 36 Meter langen Arm setzte am oberen Rand des Bauwerks an. Etwa 150 Menschen demonstrierten gegen die nach Ansicht der Parkschützer „sinnlose Zerstörung“. In der Nacht hatten laut Polizei bis zu 250 Projektgegner sich an der Baustelle eingefunden; 17 von ihnen mussten aus einem abgesperrten Bereich getragen werden. Das über 270 Meter lange Bauwerk soll nach zweiwöchiger Entkernung innerhalb der nächsten acht Wochen verschwunden sein.

Der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Mannheim hatte am Montagmorgen einen Eilantrag gegen den Abriss abgewiesen. Mit dem Antrag hatte Peter Dübbers, Enkel des Bahnhofs-Architekten Paul Bonatz, den Abriss des urheberrechtlich geschützten Werkes seines Großvaters untersagen wollen. Jedoch erfüllte er nach Ansicht des VGH nicht die nötigen Voraussetzungen für die Klage. Der VGH warf dem Kläger zudem vor, mit seinem Antrag bis zuletzt gewartet zu haben.

Der Nordflügel des Hauptbahnhofs war bereits im Jahr 2010 unter massivem Protest abgerissen worden. Das Hauptgebäude samt Bahnhofsturm bleibt stehen. In den kommenden zwei Wochen sollen auch Baumfällarbeiten im Stuttgarter Schlossgarten beginnen. Dafür muss das Protestcamp im Park weichen. Es wird mit massiverem Widerstand gegen das Roden der Bäume gerechnet als gegen den Abbruch des Südflügels.

Parkschützer: Bahn hat technische Probleme

Die „Parkschützer“ betonten, die Bahn habe enorme technische Probleme noch nicht gelöst; der Konzern sei weder mit der Umleitung eines unterirdischen Stromes oder dem Technikgebäude weiter gekommen. Sprecher Matthias von Herrmann sagte: „Ministerpräsident Kretschmann darf es sich nicht weiter gefallen lassen, dass die Bahn auf Kosten der Bürger Fakten schafft, während weder die technische Machbarkeit noch die Finanzierung des Tunnelbahnhofs geklärt sind.“

Mehrere Dutzend Anwohner und Gegner des Tunnelbahnhofs Stuttgart 21 diskutierten am Montag über geplanten Änderungen am Fildertunnel. Nach Auskunft eines Sprechers des Regierungspräsidiums waren rund 100 Teilnehmer zum Auftakt des Erörterungstermins gekommen.

Die Planänderung für den zweiten Abschnitt der Bahn-Neubautrasse Stuttgart-Ulm sieht etwa zusätzliche Verbindungsstollen für mehr Sicherheit vor. Außerdem sollen die 9,5 Kilometer langen Röhren mit einer Tunnelbohrmaschine statt der bislang genehmigten Spritzbetonbauweise gebaut werden. Rund 4000 Einwände waren gegen die Pläne geäußert worden.

Die Kritiker sehen laut Regierungspräsidium vor allem geologische Risiken. Sie befürchten, dass sich die Erde beim Tunnelbau senken oder gar gefährlich abrutschen könnte. Die Bahn schreibt dazu in ihrer Stellungnahme: „Insgesamt betrachtet kann gesagt werden, dass die geplante Infiltration die wirksamen Kräfte und somit den Gleichgewichtszustand des Hanges nicht ändert.“