Die Bahnhofsbaustelle wird mit neuen Abwasserkanälen unterquert Foto: DB/Kilgus

Die 622 Schüler des Königin-Katharina-Stifts in der Stuttgarter City erhalten einen neuen Pausenhof in bester Lage im Oberen Schlossgarten. Ihr heutiger, direkt neben dem Schulhaus an der Schillerstraße gelegen, wird zumindest zwei Jahre lang durch Baumaschinen belegt.

StuttGart - Die 622 Schüler des Königin-Katharina-Stifts in der Stuttgarter City erhalten einen neuen Pausenhof in bester Lage im Oberen Schlossgarten. Ihr heutiger, direkt neben dem Schulhaus an der Schillerstraße gelegen, wird zumindest zwei Jahre lang durch Baumaschinen belegt. Die Bahn lässt von hier aus den neuen Nesenbach-Abwasserkanal über die Straße graben. Wann ist allerdings fraglich. Die Arbeiten sollen seit Dezember 2013 laufen. Aber noch immer gibt es keine Genehmigung. Die Bahn rechnet inzwischen erst im September damit.

Den Pausenhof auf eine 1300 Quadratmeter große Wiese gegenüber dem Schauspielhaus zu verlegen hat Schule und Stadtverwaltung Monate beschäftigt. Ein 4,50 Meter hoher Zaun um das Gelände konnte dabei auf 2,20 Meter reduziert werden. Ursprünglich sollte der Hof in den Mittleren Schlossgarten, direkt neben den Leitner-Steg. Für die kurzzeitige Nutzung sollten alte Bäume fallen. Sie aber sind Heimstatt des streng geschützten Juchtenkäfers und daher tabu.

Franz Baur, erst seit wenigen Wochen Leiter des Katharina-Stifts, hofft, dass es „zügig vorangeht“ und die Bauzeit von zwei Jahren gehalten werden kann. Baubeginn? „Wir haben keine Termine“, sagt Baur. Um das Grundstück im Schlossgarten nutzen zu können braucht die Bahn vom Land einen Gestattungsvertrag. Der sei noch nicht unterzeichnet, aber „in Vorbereitung“, heißt es im zuständigen Finanzministerium.

Über den Bau entscheidet das Eisenbahn-Bundesamt (Eba). Die Erlaubnis erteilte die Bonner Behörde grundsätzlich schon im Januar 2005. Nun geht es um die Genehmigung eines anderen Bauverfahrens. Die Bahn will nicht mehr unterirdisch, sondern von oben direkt über die Schillerstraße graben. Die Änderung und Verzögerungen führen dazu, dass die Straßenbahnlinien der SSB 2016 und 2017 teils unterbrochen und umgeleitet werden müssen. Tausende Reisende müssen sich auf neue Fahrpläne und Umsteigen einstellen. In der alten Genehmigung war die Rede von einer 14-tägigen „Betriebspause“ in dem Abschnitt, die zudem in der Ferienzeit liegen solle.

Weil der Eingriff nun schwerer wiegt, fordern die Grünen im Gemeinderat vom Eba, bei der Neuplanung die Öffentlichkeit zu beteiligen. Das lehnt die Behörde ab. Die Änderung sei von „unwesentlicher Bedeutung“, eine Anhörung von Bürgern und Erörterung „bislang nicht vorgesehen“. Die Stadtbahnkunden seien den Verantwortlichen offenbar wenig wert, resümieren die Grünen.

Der Kanalbau über die Schillerstraße und im Schlossgarten gilt als schwierig. Die Gegner des Bahnprojekts halten ihn und weitere Kanalverlegungen rund um den Stuttgart-21-Tiefbahnhof für einen schweren Fehler und nennen auf 27 Seiten Planungsmängel. Die Abflussleistung werde durch die neue Röhre erheblich verringert, die jährlichen Betriebskosten, die auf alle Beitragszahler umgelegt werden, stiegen um eine halbe Million Euro. Im Zweifelsfall müsse Abwasser, weil es nicht abfließen könne, aufwendig gepumpt werden. „Diese Annahmen treffen allesamt nicht zu“, sagt Tiefbauamtsleiter Wolfgang Schanz knapp. Modellversuche an der Universität Karlsruhe hätten die Planung bestätigt.

Nicht nur die Deutsche Bahn, auch das Tiefbauamt selbst wird im Mittleren Schlossgarten graben. In Richtung Neckartor muss auf 70 Meter Länge eine rund 100 Jahre alte, zwei Meter starke Abwasserleitung erneuert werden. Diese 70 Meter kosten 1,3 Millionen Euro. Bäume sollen dafür keine fallen. Der neue Kanal wird, weil auf dem alten erhaltenswerte Schattenspender stehen, an anderer Stelle durch den Schlossgarten verlaufen .