Es wird eng für Autofahrer in Untertürkheim: Unweit des S-Bahnhofs belegt die Bahn auf einer Länge von etwa 250 Metern eine Hälfte der Benzstraße. Foto: Max Kovalenko

Stuttgart 21 findet nicht nur am Hauptbahnhof statt, sondern kommt zusehend in den Außenbezirken an. Rund 350 Lkw-Fahrten sind im Zuge der Tunnelarbeiten in Untertürkheim erlaubt. An diesem Mittwoch beginnt die Bahn, die Baustelle einzurichten.

Stuttgart - Spätestens von Mittwochabend an müssen sich Autofahrer in Untertürkheim auf einen dauerhaften Engpass einstellen. Unweit des S-Bahnhofs belegt die Bahn auf einer Länge von etwa 250 Metern eine Hälfte der Benzstraße. Formal besteht die Fahrbahn aus einer Spur je Richtung, die Breite erlaubte bisher jedoch, mehrspurig von Untertürkheim nach Bad Cannstatt zu gelangen. Künftig steht für jede Richtung nur noch eine drei Meter breite Fahrspur zu Verfügung. Dieser Zustand soll sich fünf Jahre lang, also bis 2018 nicht ändern.

Hintergrund ist der Abschnitt des Bahnprojekts Stuttgart 21 mit der sperrigen Bezeichnung Planfeststellungsabschnitt 1.6a. 355 Seiten umfasst die Baugenehmigung, die das Eisenbahnbundesamt dafür schon im Jahr 2007 erteilt hat. Gemeint ist damit im Kern ein Tunnel vom neuen Hauptbahnhof unter dem Stuttgarter Osten, Wangen und dem Necker hindurch, der sich dann aufspaltet Richtung Ober- und Untertürkheim. Der Tunnel soll den neuen Wartungsbahnhof in Untertürkheim mit dem Hauptbahnhof verbinden und dem Fernverkehr – bei einer Störung im Tunnel auf die Filder – eine Ausweichroute bieten. Gegraben wird von einer Baugrube in Wangen aus. An der Benzstraße wiederum befindet sich die Zufahrt zum Bau des Tunnelportals auf Untertürkheimer Seite, auf der Benzstraße eine Lagerfläche für Baumaterial, Baucontainer, Baumaschinen. „Das wird gewissermaßen unser Basislager für den Abschnitt jenseits des Neckars“, so der stellvertretende Stuttgart-21-Sprecher, Michael Schmidt.

Die bestehenden Gleise neben der Benzstraße verlaufen allerdings auf einem gut fünf Meter hohen Damm. Um die Baustelle von der Benzstraße aus anfahren zu können, „werden wir die Böschung durchbrechen“, sagt Schmidt. Die Bahn will die Baustraße durch den Damm unter den Gleisen hindurchgraben. Dazu seien mehrere Hilfsbrücken notwendig, die voraussichtlich 2014 errichtet werden. Schmidt: „Für die S-Bahn wird es im Frühjahr vereinzelt Sperrzeiten geben.“ Soll heißen, es wird zu Behinderungen im S-Bahn-Verkehr kommen, möglicherweise fallen einzelne Züge aus. Auch der Fernverkehr könnte betroffen sein.

Bis zu 355 Lkw täglich erreichen und verlassen die Baustelle

Die größten Auswirkungen dürften Autofahrer und Anwohner in der Hochphase der Tunnelarbeiten spüren. Dann erreichen und verlassen laut Bahn am Tag bis zu 355 Lkw die Baustelle. Genehmigt sind 260 Fahrten zwischen 6 und 22 Uhr und 95 Fahrten zwischen 22 und 6 Uhr. Wie die Bahn den Abraum abtransportiere, sei nicht vorgegeben, so Schmidt. Der Weg über die Benzstraße Richtung Bad Cannstatt sei genauso möglich wie über den Karl-Benz-Platz am Inselbad vorbei nach Wangen.

2018 sollen die Rohbauarbeiten beendet sein, die Baustraße im Bahndamm wird dann zum Rettungsweg. Diesen erlaubt das Eba statt eines Rettungsplatzes, wie ihn die Bauvorschriften an Tunnelportalen fordern.

Der Wartungsbahnhof, für den der Tunnel unter anderem gebaut wird, ist noch nicht genehmigt. Bei 180 Zügen, die das 135 000-Quadratmeter-Areal täglich anfahren sollen, bereitet der Lärmschutz Probleme.