Ein fünfköpfiger hochkarätig besetzter Beirat wird die neue DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH, die zum 1. September die Arbeit aufnimmt, künftig beraten und kontrollieren. Foto: dpa

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG hat am Mittwoch die Weichen gestellt für eine schärfere Aufsicht über das Bahnprojekt Stuttgart 21.

Stuttgart/Berlin - Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG hat die Weichen gestellt für eine schärfere Aufsicht über das Bahnprojekt Stuttgart 21: Ein fünfköpfiger hochkarätig besetzter Beirat wird die neue DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH, die zum 1. September die Arbeit aufnimmt, künftig beraten und kontrollieren.

Vorsitzender des Beirats wird nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten aus Bahn-Kreisen Herbert Lütkestratkötter. Der Manager war bis 2011 Vorstandsvorsitzender des Essener Baukonzern Hochtief. Lüttestratkötter war am Donnerstag für eine persönliche Stellungnahme nicht erreichbar.

Der zweite Beirat steht dem Vorsitzenden an Erfahrung nicht nach: Klaus Grewe war fünf Jahr lang und bis 2012 als Gesamtkoordinator für alle rund 100 Bauprojekte für die Olympischen Sommerspiele 2012 in London verantwortlich. Zuvor war Grewe unter anderem für das auf Schieneninfrastruktur spezialisierte Unternehmen Balfour Beatty beim Ausbau des Gotthard-Basistunnels tätig oder für den Baukonzern Strabag AG als stellvertretender Projektleiter beim Bau des Hauptbahnhofs Berlin. Den Tiefbahnhof in Stuttgart errichtet im Rohbau die Züblin AG – ein Unternehmen im Strabag-Konzern.

In London hatte Grewe ein Investitionsvolumen von neun Milliarden Euro zu verantworten. Er gilt als akribischer Projektsteuerer, der großen Wert legt auf jederzeit nachvollziehbare Darstellung des Projektstands, auch gegenüber der Öffentlichkeit.

S-21-Kritiker in der Gewerkschaft besänftigen

Dritter Beirat soll Bernd Hillemeier, ehemals Professor an der TU in Berlin und Experte für Baustoffe, werden. Als vierter Beirat ist Regina Rusch-Ziemba, stellvertretende Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, vorgesehen. Komplettieren soll den Beirat Günther Hoffmann, Leiter der Abteilung Bauwesen, Bauwirtschaft und Bundesbauten im Bundesverkehrsministerium.

Der fünfköpfige Beirat ist vor allem auf Wunsch des Vertreter der Bundesregierung im Bahn-Aufsichtsrat eingerichtet worden. Die Berufung von Rusch-Ziemba soll die S-21-Kritiker in der Gewerkschaft besänftigen. Der Beirat berichtet unabhängig und direkt an den Bahn-Aufsichtsrat. So will die Bundesregierung sicherstellen, dass sie Abweichungen von Kosten- und Terminplänen unabhängig vom Bahn-Vorstand frühzeitig erfährt. Nach heutigem Stand kostet das Projekt 6,5 Milliarden Euro und wird bis Ende 2021 fertiggestellt.

Die vierköpfige Geschäftsführung der S-21-Firma ist noch nicht benannt. Sie ist direkt dem Bahn-Vorstand unterstellt. Mit der neuen Firma will die Bahn die Abläufe bei der Realisierung des Großprojekts effektiver gestalten. Zudem soll eine noch zu gründende Vermögensgesellschaft die Milliardenzuschüsse der Projektpartner Land, Stadt und Region und die Zuschüsse des Bundes für das Projekt verwalten.