S-21-Baustelle in Untertürkheim Foto: PPFotodesign.com

Die  Anwohner der Baustellen für den neuen Bahnknoten Stuttgart sind zutiefst beunruhigt. In Untertürkheim werden schon Schäden an Privathäusern beklagt.

Stuttgart - Die  Anwohner der Baustellen für den neuen Bahnknoten Stuttgart  sind zutiefst beunruhigt.  In Untertürkheim werden schon Schäden an Privathäusern beklagt.  In unmittelbarer Nähe zur Tunnelbaustelle in Untertürkheim wurden im Keller eines Wohnhauses Risse in der Wand und beschädigte Fliesen festgestellt.

Eine Fliese liegt herausgebrochen am Boden. Hinter anderen klingt die Wand hohl, wenn man dagegenklopft. Wie zum Beweis legt einer eine Wasserwaage an eine ausgebeulte Fläche. Ein anderer steckt seinen Autoschlüssel in einen Riss, um zu belegen: Hier ist richtig etwas kaputt gegangen. Die Szenen sind Teil eines Videos, das offenbar am Wochenende in einem Gebäude im Bereich Gaggenauer Straße aufgenommen worden ist. Der Film zeigt erregte Bewohner, für sie ist klar: Die Schäden sind Folgen der Rammarbeiten im Bereich des Gleiskörpers auf der anderen Seite der Benzstraße.

Ein Bahn-Sprecher bestätigt am Dienstag gegenüber unserer Zeitung die Echtheit des Films: „Ein Eigentümer hat Schäden im Gebäude gemeldet.“ Dabei handle es sich um das fünfstöckige Wohnhaus im Bereich Gaggenauer Straße, in dem das Video aufgenommen worden sei. „Die Bahn hat einen unabhängigen Gutachter damit beauftragt, die Schäden festzustellen und aufzunehmen“, so der Sprecher weiter. Das Urteil des Gutachters steht jedoch noch aus.

Grundsätzlich muss die Bahn vor Beginn einer Baumaßnahme sogenannte Maßnahmen zur Beweissicherung ergreifen. Wo und in welcher Form, legt die Baugenehmigung fest. Dazu zählt, potenziell gefährdete Gebäude vorab zu begutachten und ihren Zustand zu dokumentieren. Zudem werden an Wänden per Stahlbolzen Messpunkte eingerichtet. Auf diese Weise soll später festgestellt werden, ob sich die Positionen von Gebäuden infolge von Bauarbeiten verändert haben. „Mit der Begutachtung vor Baubeginn sind so zuverlässige Analysen für aufgetretene Gebäudeschäden möglich“, heißt es in einem Bahn-Faltblatt zu Stuttgart 21.

Auch an jenem Gebäude an der Gaggenauer Straße hat die Bahn Stahlbolzen angebracht. Doch die Sache hat einen Haken: Laut Baugenehmigung lägen die Häuser in diesem Quartier außerhalb jenes Bereichs, in dem eine Beweissicherung infolge der Rammarbeiten vorgeschrieben sei, so der Bahn-Sprecher. Stahlbolzen seien installiert worden, „weil im Zuge der Arbeiten der Hauptabwasserkanal unter der Benzstraße verlegt wird.“ Anders ausgedrückt: Nur für etwaige Schäden durch die Kanalverlegung schreibt die Baugenehmigung eine Beweissicherung vor. Denn der Kanal liegt näher am Gebäude als der Bereich der Rammarbeiten.

Bahn informiert Anwohner

Der Vorfall dürfte die Bewohner des Kernerviertels in der Stuttgarter Innenstadt nicht eben beruhigen. Die Vertreter der Bahn können wohl damit rechnen, dass sie bei der heutigen Info-Veranstaltung im Großen Sitzungssaal des Stuttgarter Rathauses auch auf die Risse von Untertürkheim angesprochen werden. Das Stuttgart-21-Kommunikationsbüro erwartet rund 300 Zuhörer, die wissen wollen, wie sich die Bauarbeiten auf ihr Quartier auswirken – respektive, wie die Bahn die Belastungen für die Anwohner zu minimieren gedenkt. „Zunächst wird die Bahn in 40 Minuten die Baumaßnahmen für 2013 und 2014 vorstellen“, so eine Sprecherin. In der Pause könnten die Besucher Wortzettel mit ihren Fragen abgeben, „die alle beantwortet werden“. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr.