Der Protest-Bauzaun am Nordflügel des Hauptbahnhofs Stuttgart ist jetzt auch für die Nürnberger museumsreif. Foto: dpa

Für drei Jahre hat sich das Nürnberger DB-Museum, das seit 2013 Teil der Deutsche Bahn Stiftung ist, einen Teil des Bauzauns vom Nordausgang des Hauptbahnhofs als Leihgabe gesichert. Am Zaun spiegelt sich der Protest gegen das Milliardenprojekt.

Für drei Jahre hat sich das Nürnberger DB-Museum, das seit 2013 Teil der Deutsche Bahn Stiftung ist, einen Teil des Bauzauns vom Nordausgang des Hauptbahnhofs als Leihgabe gesichert. Am Zaun spiegelt sich der Protest gegen das Milliardenprojekt.

Nürnberg - Ob man „Geschichte, die noch qualmt“, im Museum zeigen darf, darüber streiten Historiker gern und heftig. Das Haus der Geschichte Baden-Württemberg hat es Ende 2011 einfach getan und mitten im Streit um Stuttgart 21 den Streit zum Thema gemacht: Das Museum widmete dem Bauzaun vom Bahnhofsnordflügel eine eigene Schau.

Mehr als zwei Dutzend der mit Parolen, Schmähungen und Karikaturen beklebten Gitterelemente – 80 Meter insgesamt – hat sich Ausstellungsleiterin Paula Lutum-Lenger damals gesichert, um damit zu erzählen, was sich zugetragen hat. Eines davon steht noch heute in der Dauerschau des Stuttgarter Museums. Der Rest aber ist verliehen.

„Es gibt ein großes Interesse an dem Zaun“, sagt Lutum-Lenger und zählt auf, wo die Stuttgarter Protestkultur überall zu sehen ist. Im Karlsruher ZKM zum Beispiel, wo die Ausstellung „global activism“ dokumentiert, wie man weltweit mit Kunst im öffentlichen Raum auf politische Missstände aufmerksam macht. Auch Augsburg hat sich im vergangenen Jahr ein Stück Zaun ausgeliehen und neben das Rathaus gestellt. „Street Art und Protestkultur“ nannte sich die Schau über Kunst auf der Straße. Die Stadt Fellbach wiederum erinnert mit einem Zaunelement an den Aufstand des Armen Konrad, der vor 500 Jahren die Mächtigen in Württemberg das Fürchten lehrte.

Am 31. März schließlich kommt noch ein weiteres Museum hinzu, doch dessen Interesse am Stuttgart-21-Protest drängt sich nicht auf Anhieb auf: Das Nürnberger DB Museum gliedert ein Zaunstück in seine neue Dauerausstellung ein. „Die Anfrage kam schon vor einem halben Jahr“, sagt Lutum-Lenger, „wir haben ein Element mit einem besonderen Bezug zur Deutschen Bahn vorgeschlagen.“

Das ist wohl wahr. „Der Abreißer“ steht zum Beispiel unter dem Foto von Bahn-Vorstandschef Rüdiger Grube, der damals die Protestszene mit den Worten gegen sich aufbrachte: „Ein Widerstandsrecht gegen einen Bahnhofsbau gibt es nicht.“ Auch mit anderen Kommentaren bekunden die S-21-Gegner dem Unternehmen ihre herzliche Abneigung: „Mehr Güterverkehr statt sinnlose Bahnhöfe“, heißt es etwa.

Für drei Jahre hat sich das Nürnberger Museum, das seit 2013 Teil der Deutsche Bahn Stiftung ist, wo das Unternehmen alle gemeinnützigen Aktivitäten bündelt, die Leihgabe gesichert. Mit einer Option auf Verlängerung.

Die Nürnberger Museumschefin Russalka Nikolov sieht darin nichts Besonderes: „Wir präsentieren die wichtigsten Meilensteine der Bahn-Geschichte von der Wende 1990 bis zu unserer Strategie 2020, da gehört Stuttgart 21 natürlich dazu.“ Ihr Haus wolle und könne den Protest nicht verschweigen. Nikolov: „Wir sind ja ein offenes und demokratisches Unternehmen.“

Auf einigen Protestplakaten liest man das anders. Vorstandschef Grube hat der Ausstellung trotzdem zugestimmt.