Die Bauarbeiten im Schlossgarten für den Tiefbahnhof gehen nicht so schnell voran wie geplant. Foto: dpa

Sechs Jahre vor der von der Bahn avisierten Inbetriebnahme müssen die Projektpartner für Stuttgart 21 die ersten 400 Millionen aus dem mit 1,45 Milliarden Euro gefüllten Risikotopf holen.

Stuttgart - Für das Bahnprojekt Stuttgart 21 müssen die am Risiko beteiligten Baupartner Land, Stadt und Flughafen in diesem Jahr voraussichtlich mehr als 200 Millionen Euro aus ihrem Risikotopf freigeben. Insgesamt stellen sie zusammen mit der Bahn für Kostensteigerungen 1,45 Milliarden Euro zur Verfügung. So steht es im 2009 abgeschlossenen Finanzierungsvertrag.

Das Projekt mit dem Durchgangsbahnhof und der Strecke bis Wendlingen speist sich aus zwei Töpfen: Die Regelfinanzierung im Umfang von 3,1 Milliarden Euro sieht feste Jahresraten vor. Die Stadt zahlt zum Beispiel von 2010 bis 2018 jährlich 3,156 Millionen Euro, der Flughafen jährlich bis 2016 genau 2,9 Millionen.

Diverse Risiken sind eingetreten

Inzwischen sind diverse Risiken eingetreten. Um sie finanziell bewältigen zu können, hatten alle S-21-Partner einen Sondertopf mit insgesamt 1,45 Milliarden Euro gefüllt. Für ihn gibt es einen Stufenplan. Das Geld fließt, sobald ein Risiko eintritt. So hat die Bahn bereits ihren ersten Anteil in Höhe von 220 Millionen Euro geleistet. Die nächsten 780 Millionen Euro müssen Land, Bahn und Flughafen gemeinsam beibringen. In den letzten drei Monaten wurden bei Land und Stadt rund 79 Millionen Euro abgerufen, zuvor 46, und eine weitere Rate, so das Verkehrsministerium von Winfried Hermann (Grüne), sei für 2015 angefordert. Die Auszahlung werde geprüft.

Der Flughafen soll laut Geschäftsführer Georg Fundel in diesem Jahr 37,1 Millionen Euro an der Risikobeteiligung beibringen. Fundel rechnet damit, dass die Bahn eine derartige Summe aus dem Sondertopf auch in den nächsten Jahren abrufen wird.

Gegner wollen ihre Kalkulation am Mittwoch bekannt geben

Insgesamt steht der Airport beim Risiko für 119,4 Millionen Euro ein. Sein regulärer Finanzierungsanteil beträgt außerdem 107,8 Millionen Euro, und bereits 2008 zahlte er 112,82 Millionen, um die Wirtschaftlichkeit von S 21 zu retten.

Insgesamt hat der Bahn-Aufsichtsrat 6,526 Milliarden Euro abgesegnet, darunter eine eigene Finanzspritze von zwei Milliarden, mit der die Bahn das Projekt im März 2013 vor der Einstellung rettete.

Im Auftrag der Projektgegner hat das Beratungsbüro Vieregg Rössler die Planungs-und Baukosten erneut hochgerechnet. Es kommt auf über 8,5 Milliarden Euro. Genaues geben die Gegner am Mittwoch in Berlin bekannt. Das S-21-Projektbüro äußerte sich am Montag: Mehr als 8,5 Milliarden Euro sei „ein Szenario fernab der Realität“, sagte Peter Sturm, der für das Risikomanagement verantwortliche Geschäftsführer, zu der „Kostenspekulation“. Die Projektgesellschaft sei überzeugt, mit den 6,526 Milliarden Euro auszukommen. Bis Ende 2015 seien nahezu 70 Prozent des für alle Bauaufträge vorgesehenen Volumens vergeben. Am Mittwoch wird Bahn-Chef Rüdiger Grube den Aufsichtsrat über die Kosten informieren.