In Filmen im Bahnhofsturm zeigt die DB, wie die Fluchttreppen im S-21-Bahnhof aussehen. Foto: ks

Die von der Bahn vorgesehenen Fluchttreppenhäuser im geplanten Tiefbahnhof werden auf den Bahnsteigen zu neuen Engstellen führen. Eine Computerberechnung soll Aufschluss darüber geben, was das für die Reisenden bedeutet.

Stuttgart - Nach der dritten Nachfrage haben Vertreter der Deutschen Bahn AG am Dienstag vor dem Technikausschuss des Gemeinderates zum Projekt Stuttgart 21 eine wesentliche Zahl genannt. Sie gehört bei dem auf 6,5 Milliarden Euro Baukosten bezifferten Vorhaben sicher zu den kleineren, hat aber für die Reisenden große Bedeutung: Zwischen den geplanten neuen Fluchttreppenhäusern im Tiefbahnhof und der Bahnsteigkante wird der Abstand 2,04 Meter betragen. „Auf einer Länge von zehn Metern, wie bei anderen Abgängen, das ist Regelkonform“, sagte ein Bahn-Vertreter. Allerdings wurden bei „anderen Abgängen“ mit dem Minimalwert inzwischen Rolltreppen und Treppenläufe so angeordnet, dass 2,80 Meter Platz bleibt. Die Bahn will mit einer Personenstromanalyse die Wirkung der neuen Engstellen erkunden.

Mit den zwei voll verglasten Treppenhäusern auf jedem der vier Bahnsteige will das Unternehmen die Fluchtwege und damit die Rettungszeiten verkürzen. Sie lägen dann noch bei 23 Minuten. Der Wert war einem von der Bahn beauftragten Schweizer Gutachter im Oktober 2012 zu hoch und wurde entsprechend bemängelt, genauso wie die Verrauchung der Bahnhofshalle durch die geplante Luftabsaugung. Die Bahn will nachbessern, das Eisenbahn-Bundesamt (Eba) als Genehmigungsbehörde verlangt ein Aerodynamik-Gutachten.

Optik des Daches ist strittig

Die neuen Treppenhäuser, in einem Film im Turmforum in Rauchglas gehüllt, veränderten die Situation vollständig, kritisierte der S-21-Gegner Gangolf Stocker von der Fraktion SÖS/Linke. Bei der Engstelle, die eine Länge von zehn Metern hat, „kommt keiner mehr durch“, so Stocker. Er sprach von einer „Sackgasse“. Derart harsch äußerte sich kein weiterer Stadtrat. Grünen-Fraktionschef Peter Pätzold sagte, der Bahnhofsentwurf des Architekten Christoph Ingenhoven bekomme „Schwächen“, die sich mit stärkerer Detailtiefe zeigten, zum Beispiel auch an dem nicht so vorgesehenen Metallgeländer rund um jedes der zahlreichen Lichtaugen auf dem Bahnhofsdach.

Strittig ist, wie dieses Dach, dass ein städtischer Platz sein soll, aussehen wird. Die Ausgänge der Fluchttreppen plant die Bahn ebenerdig, also ohne Aufbauten. Ob das praktikabel und zulässig ist, muss letztlich das Eba entscheiden. Genauso, ob das Brandschutzkonzept, wie es Bürgermeister Matthias Hahn (SPD) formulierte „final ausreicht“. Hahn will die Gestaltung des Bahnhofsdach-Platzes separat behandeln. Dazu trifft sich der Ausschuss am 22. Oktober. Die Sitzung wird öffentlich sein.