S21-Gegener demonstrieren beim Tag der offenen Tür im Landtag Foto: Beytekin

S-21-Gegner haben beim Tag der offenen Tür im Landtag protestiert - Hier die Bilder

Stuttgart - Am Samstagnachmittag hatte die Beschaulichkeit ein Ende: Während der Elefantenrunde beim Tag der offenen Tür im Stuttgarter Landtag debattierten die Fraktionschefs lebhaft über das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21. Einzig Winfried Kretschmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen, bekam am Samstag für seine projektkritische Haltung von den etwa 80 als Projektgegner erkennbaren Zuschauern starken Applaus.

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Für die Befürworter des Projekts, darunter CDU-Fraktionschef Peter Hauk, gab es laute Buh-Rufe, aber auch zustimmendes Nicken der insgesamt Rund 350 Zuhörer. „Jetzt ist alles entschieden“, sagte er. Vor fünf Jahren sei jede Demonstration möglich gewesen, nun gebe es bindende Verträge. Ähnlich äußerten sich die Fraktionschefs Hans- Ulrich Rülke von der FDP und Claus Schmiedel von der SPD. Beide forderten jedoch eine stärkere Bürgerbeteiligung bei künftigen Großprojekten dieser Art.

Ungeachtet des Baustarts für Stuttgart 21 sieht Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) weiter einen Finanzierungsvorbehalt für das umstrittene Milliardenprojekt. „Wir wollen das Projekt nicht um jeden Preis“, sagte Mappus am Samstag bei einer CDU-Regionalkonferenz in Walldorf (Rhein-Neckar- Kreis). Der Regierungschef bekannte sich aber grundsätzlich zu dem Vorhaben: „Ich bin überzeugt, dass es sachlich richtig ist.“

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Bei Stuttgart 21 soll der Hauptbahnhof unter die Erde verlegt und mit der geplanten Schnellbahnstrecke nach Ulm verbunden werden. Der Umbau des Bahnhofs in eine unterirdische Durchgangsstation sowie der Anschluss an die ICE-Trasse sollen gut drei Milliarden Euro kosten. Die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm wird auf zwei Milliarden Euro veranschlagt. Die Gegner des Vorhabens zweifeln an den Berechnungen und befürchten, dass die Kosten viel höher ausfallen.

Am Rande der Podiumsdebatte verteidigte der Sprecher des Bahnprojekts, Wolfgang Drexler, das Milliardenprojekt gegen teils lebhaft diskutierende Gegner, die zu spontanen „Oben bleiben“-Rufen ansetzten. Die Diskussionen waren der kontroverse Höhepunkt eines Tages, der am Morgen äußerst beschaulich gestartet war. Bei Talkrunden, Führungen und in vielen persönlichen Gesprächen lernten die Besucher die Arbeit von Fraktionen, Landtagsverwaltung und Journalisten kennen. Gerade einmal ein halbes Dutzend Demonstranten hatte sich zu Beginn vor dem Landtag versammelt.

Stattdessen hatte die Veranstaltung eher den Charakter einer Leistungsschau aus Politik und Wirtschaft: Wurst-, Saft- und Brezelstände konkurrierten mit den Politikern um Aufmerksamkeit. „Wir fühlen uns heute so wie ein Angestellter eines mittelständischen Betriebs, der seinen Boss zu sich nach Hause eingeladen hat“, hatte Landtagspräsident Peter Straub (CDU) zur Begrüßung der Gäste im Plenarsaal gesagt.

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