Der Stuttgart-21-Baugrube sehr nahe: Zentrale der Landesbank Foto: Leif Piechowski

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) beschäftigt wegen des Bahnprojekts Stuttgart 21 den Verwaltungsgerichtshof in Mannheim. Die Bank will, dass bestimmte sie treffende Sicherungsmaßnahmen zum Bau des Tiefbahnhofs unterlassen oder anders bewerkstelligt werden.

Die LBBW beschäftigt wegen des Bahnprojekts Stuttgart 21 den Verwaltungsgerichtshof in Mannheim. Die Bank will, dass bestimmte sie treffende Sicherungsmaßnahmen zum Bau des Tiefbahnhofs unterlassen oder anders bewerkstelligt werden. Ihr Hauptgebäude steht nur wenige Meter neben der Baustelle.

Stuttgart - Die Bank hat bei Gericht den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung gegen das Eisenbahn-Bundesamt (Eba) gestellt. Beantragt ist, dass das Eba der Bahn ein bestimmtes Injektionsverfahren vorläufig untersagt, bis eine andere Lösung gefunden worden ist. Das Eba hat das Injektionsverfahren in den Ausführungsplänen für den Bahnhofstrog gebilligt und die Forderung der Landesbank abgelehnt. Dagegen geht das Institut nun mit Gutachten und dem Schritt vor Gericht vor.

Das Geldhaus bestätigte den Sachverhalt. Ziel sei, „gemeinsam mit der Bahn die Eignung der geplanten, komplexen Bauverfahren klären zu können“. Man wolle, dass die Beeinträchtigungen für die im Gebäude arbeitenden Mitarbeiter so gering wie möglich gehalten werden und „Schäden für das Gebäude vermieden werden“.

Das Stuttgart-21-Sprecherbüro wollte sich mit Hinweis auf das laufende Verfahren zum Sachstand nicht äußern. Die juristische Thematik spiele zwischen Bank und Eba und nicht zwischen Bank und Bahn.

Um den mit Weichenfeldern 874 Meter langen Tiefbahnhof quer zur Talachse bauen zu können, muss die Bahn tiefe Spundwände herstellen. Für diese Wände sind Ramm- oder Bohrarbeiten nötig, die Erschütterungen auslösen. Damit die Spundwände die Baugrube absichern, müssen sie mit Erdankern (ähnlich wie Dübel) befestigt werden. Die Anker werden üblicherweise mit unter Druck stehendem Beton im Erdreich verpresst.

Zur Frage, ob die Anker nur in das Grundstück der LBBW oder unter das Hauptgebäude reichen, gab es am Freitag keine Klärung. Die Standfestigkeit der Baugrubenwände könnte technisch offenbar auch auf andere Weise gewährleistet werden. Ob dabei höhere Kosten entstehen oder länger gearbeitet werden muss ist unklar. Das eigentliche Fundament für den Tiefbahnhof wird mit umfangreichen Rammarbeiten hergestellt.

Der Bank geht es offenbar nicht nur um die Mitarbeiter und das Gebäude selbst, sondern auch um die dort untergebrachte komplexe Elektronik. Der achtgleisige Bahnhofstrog schrammt sehr knapp an der LBBW vorbei. Ein weiteres Gleis würde bedeuten, dass das Fundament der Bank abgestützt werden müsste. Im Haupthaus betreibt die LBBW ihr Rechenzentrum. Dieses vor Erschütterungen zu schützen ist bei der Bahn ein großes Thema.

Das Stuttgarter Bauunternehmen Züblin soll entsprechende Vorkehrungen getroffen haben. Die LBBW hat einen Ausfall ihres Rechenzentrums simuliert und vor Jahren sogar kurzzeitig den Neubau erwogen. Ein Gutachten hatte einen totalen Systemausfall nicht ausgeschlossen, aber Entwarnung signalisiert, weil eine Rückfallebene existiert.