Im Lenkungskreis von S 21 soll das Gutachten so rasch wie möglich vorgestellt werden – dann wohl ohne Vorstand Volker Kefer (Zweiter von links), der seinen Rückzug angekündigt hat. Foto: LG/Christian Hass

Das Kostengutachten der Bahn zu Stuttgart 21 wird später fertig und wohl erst im Dezember im Aufsichtsrat vorgelegt. Die Projektpartner Land und Stadt fordern, sofort informiert zu werden, wenn das Gutachten vorliegt.

Stuttgart - Die Nachricht, dass das von der Deutschen Bahn in Auftrag gegebene Gutachten zur Kostenentwicklung von Stuttgart 21erst später fertig wird, hat die Projektpartner nicht überrascht. Sie seien vergangene Woche von der Bahn darüber informiert worden, erklärten Sprecher der Stadt und des Landesverkehrsministerium am Donnerstag. Zugleich mahnten sie die Bahn, das Gutachten, wenn es fertig sei, so rasch wie möglich im Lenkungskreis mit den Projektpartnern zu beraten. Dafür böte sich die Sitzung am 7. November an. Dann müsste aber zuvor der Bahn-Aufsichtsrat informiert werden. Dessen turnusmäßige Sitzung ist aber erst im Dezember, nachdem bis zur Sitzung im September das Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft auf jeden Fall nicht fertig sein wird, wie die Bahn bestätigte.

„Das Land dringt darauf, dass die Bahn nach den besorgniserregenden Medienberichten über eine mögliche weitere Kostensteigerung bei Stuttgart 21 gegenüber den Projektpartnern für Transparenz und Klarheit sorgt“, erklärte ein Sprecher des Verkehrsministeriums unter Bezug auf Meldungen, wonach Gutachter der Projektgegner, aber auch der Bundesrechnungshof in einem internen Bericht von Kosten um die zehn Milliarden Euro ausgehen. Auch die Stadt Stuttgart sei an einer „gründlichen Klärung der Kostenentwicklung interessiert“, sagte ein Sprecher von Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Man werde mit den anderen Partnern sprechen, sobald das neue Gutachten vorliege. „Es sollte dann auch sofort ein Lenkungskreis-Treffen stattfinden“, sagte der Stadt-Sprecher.

S-21-Gegner kritisierten „grobe Verantwortungslosigkeit“

Als „grobe Verantwortungslosigkeit“ bezeichnet Eisenhart von Loeper, Sprecher des Aktionsbündnisses gegen S 21, die Verschiebung. „Die Bahn baut ungerührt weiter und lässt weitere Kosten auflaufen“, kritisierte er. Sie drücke sich vor einem „weiteren Offenbarungseid“. Bahnchef Rüdiger Grube hatte in einem Interview mit den „Stuttgarter Nachrichten“ vor wenigen Tagen betont, das Projekt bleibe im Kostenrahmen von rund 6,53 Milliarden Euro. Zugleich kritisierte Grube den Bundesrechnungshof, dessen Prognosen seien „absolut nicht nachvollziehbar“ und zudem weigere sich die Behörde, die Bahn über ihre Zahlen zu informieren.