Stadt, Land und Region wollen die Station am Flughafen. Die Bahn soll deshalb bei Stuttgart 21 hier Alternativen zustimmen Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Beim Stuttgart-21-Spitzengespräch zum Flughafenanschluss an diesem Freitag stellt sich auch die Kostenfrage. Eine andere als die von der Bahn favorisierte Lösung würde einen dreistelligen Millionenbetrag erfordern. Das Land hat sein Nein zur Mehrkosten-Übernahme erklärt. Doch es gibt Spielraum.

Stuttgart - Bei dem Spitzengespräch zum Fernbahnanschluss des Landesflughafens an diesem Freitag im Berliner Bahntower soll bildlich gesprochen weißer Rauch aufsteigen. Die auf zweieinhalb Stunden angesetzte Besprechung soll die Einigung auf eine der zwei möglichen Varianten bringen, die den bisherigen Bahnplänen entgegenstehen. Für diese Bahnpläne läuft das Genehmigungsverfahren. Einig werden müssen sich die Verhandlungspartner aber auch über die Finanzierung.

Im Vordergrund der Debatte zwischen Bahn-Infrastrukturvorstand Volker Kefer, Verkehrsminister Winfried Hermann, OB Fritz Kuhn (beide Grüne) und Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) steht, welche Lösung die geringste Gefährdung für den S-Bahn-Takt bringt. Fern- und Regionalzüge der Gäubahn aus Singen sollen die S-Bahn-Gleise zum Flughafen mit nutzen. Alle Züge sollen bisher in der dann umgebauten S-Bahn-Station halten.

Die Planalternativen sehen die Station unangetastet. Die Alternativen würden aber nach vorläufigen Berechnungen der Bahn zwischen mindestens 80 Millionen (Variante drittes Gleis) und mindestens 224 Millionen Euro (Variante Filderbahnhof plus) kosten. Wer zahlt das? Nur die Bahn? Die Region hat eine Beteiligung signalisiert. Regionalpräsident Thomas Bopp legt Wert darauf, dass über die Höhe bisher keine Aussage getroffen worden sei, außer der, dass man das bisherige Anteilsverhältnis nicht ändern wolle. Über eine Sonderumlage an den Regionalverband würde auch die Stadt Stuttgart für das Schienenprojekt mitzahlen.

Die Bahn könnte Einsparungen an anderer Projektstelle einbringen. So soll beim neuen Abstellbahnhof in Untertürkheim auf Brücken verzichtet und der Gleisplan umgemodelt werden, was die Anlage rund 100 Millionen Euro günstiger macht.

In der Landesregierung gilt der Kabinettsbeschluss, keine Mehrkosten zu tragen. Dennoch geht bei den Sozialdemokraten im Landtag die Nachricht um, dass das Land sich bei der Bahn erkenntlich zeigen werde, wenn Kefer auf den Fildern endlich einlenke. Dabei soll es nicht um frisches Geld aus dem Haushalt gehen, auch nicht um Kompensationen bei anderen Projekten im Rheintal oder Richtung Bodensee.

Im S-21-Umfeld wird der alte, von der CDU ausgehandelte und von den Grünen massiv kritisierte Nahverkehrsvertrag genannt. Hermanns Ministerium hat, weil es sich übervorteilt sieht, inzwischen 85 Millionen Euro zurückbehalten. Der Streit um dieses Geld schwelt und hat den Rechnungshof beschäftigt. Er stützt das Vorgehen des Landes, kann aber nur eine Empfehlung aussprechen. Verhandeln muss das Ministerium.

Mit den Plänen am Flughafen hat sich am Mittwoch der Technikausschuss des Gemeinderates beschäftigt. Wolfgang Arnold, Technikvorstand der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), stellte die Alternativen vor – ohne eine Empfehlung abzugeben. Die sprach auch das Gremium nicht aus. Arnold, der auf Wunsch des Ältestenrates kam, erklärte, dass die Variante mit einem Zusatzgleis für die Gäubahn parallel zum S-Bahn-Halt am Airport Entwicklungsoptionen wie die spätere Verbindung mit der DB-Neubaustrecke an der A 8 nach Ulm offenhalte. Dazu brauche es aber „bauliche Vorkehrungen“. Die Variante mit dem dritten Gleis erfordere auf Plieninger Seite wegen des nötigen Radius 400 Meter mehr Streckenlänge.

Die Plus-Variante sei „ein dickes Plus“ für die S-Bahn und überhaupt „bei Optionen für die Zukunft absolut top, denn die Verbindung nach Ulm ist da schon vorhanden“. Sie hatte sich – nach jener mit dem Erhalt der heutigen Gäubahnstrecke zum Hauptbahnhof – auch im Filder-Dialog durchgesetzt gehabt.

Er sei froh, dass Thomas Bopp für die Region um eine bessere Lösung kämpfe, erklärte CDU-Fraktionschef Alexander Kotz. Man dürfe allerdings den Realisierungszeitraum nicht aus dem Blick verlieren. Die Plus-Lösung sei sein Favorit, bekannte SPD-Chef Martin Körner, weil hier für die Fahrgäste in einem kombinierten Fern- und Nahverkehrsbahnhof die beste Übersichtlichkeit und beste Umsteigemöglichkeiten entstünden. Peter Pätzold von den Grünen erinnerte daran, dass die Einschränkungen für die S-Bahn nicht nur am Flughafen drohten.

Auch die Rohrer Kurve als Einschleifung der Gäubahn auf die S-Bahn-Strecke wurde als Problem erkannt. Wichtig sei, die alte Strecke durch die Stadt für den Notbetrieb zu erhalten. Gangolf Stocker von SÖS/Linke-plus bündelte die Kritik der Gegner von Stuttgart 21. Über den alternativen Halt der Gäubahn in Vaihingen mit Umstieg auf die S-Bahn, den „saubersten Weg“, werde gar nicht gesprochen. „Die von der Bahn beantragte Trasse ist nicht genehmigungsfähig, sie ist Pfusch“, sagte das Urgestein des S-21-Widerstands. Nun werde mit den Alternativen der Pfusch nur weitergetrieben.