Bei der 250. Montagsdemonstration gegen Stuttgart 21 ist in der vergangenen Woche nicht mit Kritik an den Grünen gespart worden. Besonders Stuttgart OB Fritz Kuhn musste einiges einstecken Foto: dpa

„Ein kritikloser Investorenpate“ sei OB Fritz Kuhn (Grüne), ein „Wendehals“ und einiges mehr. Das sagte Theaterregisseur Volker Lösch vergangene Woche bei der 250. Montagsdemo gegen Stuttgart 21. Nach reiflicher Überlegung will Kuhn jetzt aber auf eine offizielle Reaktion verzichten.

Stuttgart - Die scharfe Rede von Regisseur Volker Lösch bei der 250. Montagsdemonstration vor einer Woche wird vonseiten der Stadt offiziell unbeantwortet bleiben. „Wir haben das zur Kenntnis genommen“, sagt ein Sprecher von Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Damit lasse man es aber bewenden. Im Hintergrund hatte es in den vergangenen Tagen Überlegungen gegeben, ob und wie das Stadtoberhaupt auf die schweren Vorwürfe reagieren könnte.

Lösch hatte Kuhn unter anderem einen „kritiklosen Investorenpaten“ und einen „politischen Verdrängungskünstler“ genannt. Beim Thema Stuttgart 21 sei Kuhn „vom kritischen Begleiter zum unkritischen Gleitmittel in den Windungen des Verdauungstrakts der Wirtschaft mutiert“. Einige Beobachter sehen darin eine Beleidigung. Strafrechtlich haben die Aussagen keine Folgen – laut Staatsanwaltschaft würde nur ermittelt, wenn Kuhn als Leidtragender Anzeige erstattet hätte.

Trotz des Ärgers wird Kuhn an diesem Mittwoch persönlich 20 000 Unterschriften des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21 entgegennehmen, mit denen ein Bürgerentscheid des Gemeinderates über die Mitfinanzierung der Stadt gefordert wird. Derartige Unterschriftenaktionen sind im Gegnerlager offenbar kein Selbstläufer mehr: Das Aktionsbündnis hatte seine Listen bereits im Oktober an das Ordnungsamt gegeben. Die dortige Durchsicht ergab, dass rund 900 Unterschriften zu der in der Gemeindeordnung festgelegten 20 000-er Grenze fehlten. An mehreren Wochenenden sammelten die Gegner an Infoständen in den Stadtbezirken die restlichen Unterschriften.

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