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Sexistische Pro-S21-T-Shirts sorgen für Aufregung. Verteilaktion am Donnerstag.

Stuttgart - Wer hat die besseren Argumente? Wer hat die stärkeren Lautsprecher? Wer bringt mehr Leute auf die Straße? Beim Streit um das Bahnprojekt Stuttgart 21 liefern sich Gegner und Befürworter einen erbitterten Zweikampf. Jetzt wird das Duell sogar auf einer eng begrenzten Fläche ausgetragen - auf bedruckten T-Shirts.

Doch längst werden auf dem Feinripp nicht nur Bekenntnisse für den neuen Durchgangs- oder den alten Kopfbahnhof zur Schau gestellt. Seit Donnerstagabend steht der Verdacht im Raum, dass Projektgegner von Stuttgart 21 versuchen, mit sexistischen T-Shirts die Befürworter zu diskreditieren. "Wir haben den Eindruck, dass gegen uns eine Diffamierungskampagne im Gang ist", sagt Pfarrer Johannes Bräuchle von der Initiative Pro Stuttgart 21.

Am Rande einer Kundgebung von Befürwortern des Bahnprojekts waren am Donnerstag vor dem Staatstheater und auf dem Marktplatz von Unbekannten kostenlos T-Shirts verteilt worden, auf dem die Silhouette einer Frau mit gespreizten Beinen und dem Text "Mach die Gleise breit!" zu sehen war. "Tiefer, schneller, mehr Verkehr!!, war auf einem andere Hemd zu lesen.

Mehrere Teilnehmerinnen der Kundgebung protestierten sofort lautstark. Auch Bräuchle versuchte einzugreifen. "Wir lassen Schmutzfinken nicht unerkannt im Untergrund", forderte er die Unbekannten auf, sich zu erkennen zu geben. Die T-Shirt-Verteiler machten sich aber aus dem Staub.

Christian List, der Mitorganisator des Laufs für Stuttgart 21, stellte nach eigenen Angaben die unbekannten drei jungen Leute noch vor der Oper zur Rede. "Ich habe die Polizei auf deren Tun aufmerksam gemacht", sagt List. Er selbst habe als Versammlungsleiter die Störer, "die wir nicht dabei haben wollten", des Platzes verwiesen. Man könne sich vor solchen Leuten eigentlich nicht schützen, sagt List, "man muss aber beherzt einschreiten".

Etwas weniger beherzt waren die Organisatoren der S-21-Befürworter eingeschritten, als bei deren Großdemo am 23. Oktober an einem Verkaufsstand ein sexistisches T-Shirt mit der Silhouette einer knienden Frau und dem Text "Tu IHN unten rein! Stuttgart 21" angeboten wurde. Erst nach scharfen Protesten von Grünen-Politikerinnen hatten sich damals die Demo-Organisatoren davon distanziert.

Hersteller all der genannten T-Shirts und weiterer 28 Varianten ist offenbar ein Unternehmen aus Ulm. Der Inhaber war auf Nachfrage nicht zu sprechen. Unklar bleibt also, ob er mit der Verteilaktion seiner T-Shirts, die er für 15,95 Euro anbietet, den Umsatz ankurbeln wollte. Auf ihrer Internet-Seite entschuldigt sich das Unternehmen "für das unterirdische Niveau dieser T-Shirt-Motive rund um Stuttgarts Bahnprojekt S21".