Die Verwaltungsspitze hatte in Sachen S21-Lärmschutz ins Walter-Schweizer-Kulturforum geladen. Viele Bürger wollten mitreden. Foto:  

Insbesondere Bewohner aus Unteraichen machen sich beim städtischen S21-Infoabend für ihren Stadtteil stark.

Leinfelden-Echterdingen - Am Ende ist es Kommunikationsprofi und Moderator Theo Rombach am Donnerstag im Walter-Schweizer-Kulturforum dann doch gelungen, das Publikum zu motivieren, selbst den Stift in die Hand zu nehmen. Bürger von L.-E. haben bei dem städtischen Infoabend innerhalb einer halben Stunde ihre Version von einem schöneren und besseren Lärmschutz am S21-Filderabschnitt und damit entlang der Bahnstrecke, die mitten durch die Große Kreisstadt führt, in bereit gestellte Pläne gezeichnet.

Zusätzliche oder auch nach oben hin gebogene Wände, grüne Brücken oder grüne Deckel über den Wänden, Bäume, die im Winter nicht kahl sind: All diese Ideen und noch mehr sind nun schriftlich festgehalten. Claudia Moosmann, Vorsitzende des Vereins Lebenswertes L.-E., forderte gar, die Bahn unter die Erde zu legen. Engagierte Bürger haben damit die Chance genutzt, ihre Ideen zur Verschönerung der von der Bahn im Stadtgebiet geplanten Schutzwälle zu präsentieren.

Ideen verschwinden nicht in der Schublade

Alles zu realisieren ist laut Oberbürgermeister Roland Klenk nicht möglich. Die Anregungen der Bürger werden dennoch nicht in der Schublade verschwinden. Die Skizzen sollen vielmehr dem Gemeinderat als Entscheidungshilfe dienen. Die Fraktionen werden festlegen müssen, wie viel Geld die Stadt ausgibt, um das Pflichtprogramm der Bahn in Sachen Lärmschutz zu verbessern.

Zur Erinnerung: Die Bahn muss zwischen der Rohrer Kurve und dem Flughafen mittlerweile für Schutz vor zu viel Krach durch heranrauschende Züge sorgen. Die Pläne des Unternehmens sehen bis zu vier Meter hohe Wände vor – am Echterdinger Bahnhof, in Leinfelden am Neuen Markt, im Gebiet Manosquer Straße/Rohrer Straße sowie am Oberaichener Bahnhof. Um den Auflagen Genüge zu tun, sollen aber auch Schienenstegdämpfer, Lärmschutzfenster und zusätzliche Kontrollen der Gleise finanziert werden. „Alle Anwohner haben darauf Anspruch“, machte Klenk im Kulturforum deutlich. Und: „Hier haben wir bereits viel erreicht.“

Insbesondere die Wände sind allerdings auf wenig Gegenliebe gestoßen. Die Stadt will hier für Verbesserungen eintreten. „Denn der Lärmschutz in Leinfelden-Echterdingen soll sich mit dem Lebensraum L.-E. vertagen“, sagte Landschaftsarchitekt Christof Luz am Donnerstag. „Es soll nichts gebaut werden, was später Aversionen erzeugt“.

Der Architekt wurde von der Stadtverwaltung beauftragt. Seine Ideen: Die Wände sollen mit viel Erdaushub, Baumreihen und unzähligen Büschen in die Natur inte-griert werden. Eine optisch ansprechende Trockenmauer, architektonisch aufgewertete, sich überlappende Wände, Dächer für Fahrradständer und auch ein Anheben eines ganzen Geländes gehören zu seinen Vorschlägen.

Die Mittel für den schöneren Schallschutz sollen laut Klenk aus dem sogenannten Lärm- und Verkehrsminderungsfonds genommen werden. Denn alles, was über das Lärmschutz-Pflichtprogramm der Bahn hinaus geht, muss die Stadt selbst finanzieren. Der Topf wurde gefüllt, als es einst um die Ansiedlung der Messe auf den Fildern ging. Der Erlös vom Verkauf städtischer Grundstücke ist in den Fonds hinein geflossen. 5,5 Millionen Euro liegen mittlerweile darin.

Unteraicher Bürger machen mobil

Zunächst sah es bei dem Infoabend aber überhaupt nicht danach aus, als wollte sich das Publikum an den Fahrplan der Verwaltung halten. Nach dem Vortrag von Architekt Luz sollten sich die Bürger bei einem Workshop einbringen. Insbesondere Unteraichener Bürger, die – trotz der Sommerhitze – sehr zahlreich zu der Veranstaltung gekommen waren, machten aber ihrem Unmut Luft. Sie stellten viele Fragen und forderten Antworten ein. Sie befürchten, dass der im Gebiet Manosquer Straße/Rohrer Straße geplante Schutzwall den Lärm von der nahen Autobahn in ihr Wohngebiet reflektieren wird. Sie fordern eine weitere Wand auf der anderen Seite der Schiene ein.

„Wir sind am meisten betroffen“, sagte Paul-Bernd Rilling, Mitglied des Vereins Unteraicher Bürger, unserer Zeitung. Ulrich Löchner, ebenfalls Vereinsmitglied, ergänzte: „Die Stadt hat Geld zurückgelegt.“ Anstatt eine Trockenmauer in Echteringen zu verwirklichen, gelte es in Unteraichen eine Lücke zu schließen. Schließlich sollten alle Bürger vom Lärmschutz profitieren. Löchner gab dem Gemeinderat auf den Weg: „Entscheiden Sie gut. Hier kann Stadtgeschichte geschrieben werden.“

Oberbürgermeister Klenk versuchte die hitzige Diskussion etwas abzukühlen. „Ich verstehe absolut ihre Sorgen. Es soll sich nichts zum Schlechteren wenden“, sagte er. „Die Bahn muss dies überprüfen.“ Auch Moderator Rombach versuchte die Wogen zu glätten „Die Bahn sagt, Lärmschutzwände reflektieren den Lärm nicht. Sie absorbieren ihn.“