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Neuer Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) verspricht Transparenz - Lenkungskreis später.

 Stuttgart - Der Test zur Leistungsfähigkeit des Bahnprojekts Stuttgart 21 soll öffentlich gemacht werden. Landes-Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) kündigte dazu am Donnerstag eine Veranstaltung nach dem Muster der S-21-Schlichtung an. Die Bahn werde eingeladen.

Vergangenen Herbst hatten Bahn und die Gegner der 4,1 Milliarden Euro teuren Infrastruktur im Stuttgarter Rathaus über Wochen praktisch jede Schwelle, die zwischen Feuerbach und Wendlingen neu entstehen soll, unter die Lupe genommen. Am Ende empfahl der Schlichter und frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler einen Stresstest: Die Bahn soll nachweisen, dass der achtgleisige Durchgangsbahnhof 30 Prozent mehr Züge verkraftet als der Kopfbahnhof zurzeit in der Spitzenstunde aufnimmt. Die Bahn kann dazu einen Ausbau zum Beispiel der Zulaufstrecken vorsehen. Stuttgart 21 hat noch einen finanziellen Risikopuffer. Es stehen 4,5 Milliarden Euro zur Verfügung.

Die Bahn hat ihre Grunddaten inzwischen vorliegen. Die geplante Infrastruktur soll mit dem Fahrplanmodell in einer Computersimulation getestet werden. Externer Partner ist dabei die Schweizer Firma SMA. Hermann will, dass die Bahn ihre Prämissen öffentlich darstellt. SMA solle mit an den Tisch. Die Landesregierung werde ihre Vorstellungen zu einem kundenfreundlichen Fahrplan darlegen, schließlich bestelle und bezahle sie die Fahrten. Die Veranstaltung sei nur in Zusammenarbeit möglich. "Ich spreche mit Bahn-Vorstand Volker Kefer darüber", so Hermann. Die öffentliche Debatte solle in den nächsten vier Wochen stattfinden.

Hermann, vor wenigen Tagen noch Bundestagesabgeordneter für den Wahlkreis Tübingen, folgte am Donnerstag einer Einladung der Parkschützer-Organisation vor den Bauzaun am Bahnhofs-Nordeingang. Parkschützer-Gründer Klaus Gebhard überreichte ihm ein Luftbild, das den alten Bonatz-Bahnhof mit neuen Glasdächern über den Bahnsteigen zeigt. "Die Dächer wären belegt mit teils lichtdurchlässigen Photovoltaik-Zellen zur Stromerzeugung. Im heutigen Kellergewölbe unter den Gleisen wäre Platz für einen neuen Busbahnhof, der Schlossgarten könnte dann bis zum Bahnhof reichen", beschrieb Gebhard die Vision. "Ich hänge dieses Bild in meinem Ministerbüro auf", versprach Hermann.

Als Parkschützer haben sich im Internet bisher 32729 Menschen registrieren lassen.

Der Parkschützer-Sprecher Matthias von Herrmann übergab einen Ordner mit Baufotos. Die Bahn, so von Herrmann, behaupte ihren aktuellen Baustopp nur, schaffe aber an vielen Stellen Fakten.

Das für kommende Woche erwartete erste Zusammentreffen des Stuttgart-21-Lenkungskreises mit Bahn-Chef Rüdiger Grube und der Landesregierung werde "nicht so schnell stattfinden", sagte Winfried Hermann. Dieses Spitzentreffen müsse sehr gut vorbereitet werden. Der Lenkungskreis entscheidet über das Geld. Erster Punkt solle der von der Landesregierung bis zur Volksabstimmung im Herbst verlängerte Baustopp sein. Das kostet laut Grube bis zu 200 Millionen Euro. Hermann hatte am Donnerstag in einem Interview Gespräche über eine mögliche Kostenbeteiligung des Landes in Aussicht gestellt. Vor dem Nordflügel ruderte er zurück: "Die Bahn hat sich mit dem Baubeginn auf eine Risiko eingelassen. Wir als Regierung haben damit nichts zu tun. Es gibt keine Finanzierungszusagen." Er sehe seine Aussagen im Interview "missdeutet".