Minister Hermann (rechts) will von Bahn-Vizechef Kefer (links) Antworten zum Kostengutachten der S-21-Gegner. Foto: Christian Hass

Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) fordert beim Projekt Stuttgart 21 von Bahn-Vizechef Volker Kefer eine genauere Einschätzung zu der von den Gegnern vorgelegten Kostenberechnung.

Stuttgart - Das Beratungsbüro Vieregg Rössler hat die Gesamtkosten des Projekts Stuttgart 21 kurz vor Weihnachten mit 9,8 Milliarden Euro veranschlagt. Tief- und Flughafenbahnhof und Strecke bis Wendlingen sollen erst Ende 2025 in Betrieb gehen können. Die Bahn versichert, mit 6,5 Milliarden auszukommen und Ende 2021 fertig zu sein. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) will von Bahn-Vizechef Volker Kefer wissen, wie das Unternehmen die Rechnung, die im Auftrag der Projektgegner erstellt worden ist, bewertet.

„Wie bewertet die Deutsche Bahn die Einschätzung zu den Kosten des Neubaus des Hauptbahnhofs?“, fragt Hermann in einem Brief, der unserer Zeitung vorliegt, bei Kefer an. Beim Herzstück sieht das Beratungsbüro die höchste Kostensteigerung von 757 auf 1,6 Milliarden Euro (Preisstand 2015, ohne Preissteigerung bis 2025). Gründe seien der immense Aufwand für die Bohrpfahlgründung, das komplizierte Dachtragwerk und der Brandschutz. Hermann stellt weitere Fragen, auch nach „Gegensteuerungsmaßnahmen hinsichtlich der angeführten weiteren Risiken“. Kefer soll sich im Januar bei der Sitzung des S-21-Arbeitskreises erklären. Das S-21-Projektbüro hatte die Gegner-Rechnung lapidar als „fernab der Realität“ bezeichnet.

Büro lag auch im Detail sehr nahe an späterer Bahn-Rechnung

Bei ihrer ersten Prognose 2008 hatte Vieregg Rössler die erst im März 2013 von der Bahn eingeräumten 6,5 (statt zuvor 4,5) Milliarden Euro relativ gut vorausgesagt. Auch bei Einzelpositionen ergaben sich erstaunliche Übereinstimmungen. So kalkulierte Vieregg Rössler bereits 2008 für den Flughafenanschluss 544 Millionen Euro. Die Bahn veröffentlichte am 22. Oktober 2012, kurz nach dem Filder-Dialog und kurz bevor sie die Kostenexplosion beim Gesamtprojekt einräumte, für diesen Bauabschnitt Kosten von 536 Millionen Euro, und zwar auf der Preisbasis 2009 ohne Preissteigerung bis zur Fertigstellung.