Der erste Tunnel ist zum Teil durch, Bahnchef Rüdiger Grube, Patin Simone Herrmann und Landes-Innenminister Thomas Strobl waren Ehrengäste bei der Durchschlagsfeier. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Nach knapp sieben Jahren Bauzeit ist Halbzeit bei Stuttgart 21. Bis zur Fertigstellung, aktuell nimmt die Bahn sie für Ende 2023 an, müssen noch viele Schwierigkeiten überwunden werden, meint Redakteur Konstantin Schwarz.

Stuttgart. - Die Mineure haben Grund zum Feiern. Seit 33 Monaten arbeiten sie sich für den Tunnel vom Hauptbahnhof nach Bad Cannstatt unter dem Kriegsberg durch. Kurz vor Weihnachten sind 2,5 von 3,5 Kilometern auf diesem Abschnitt des Großprojekts Stuttgart 21 geschafft. Da darf man sich mal Zeit nehmen, inne zu halten.

Die guten Nachrichten waren bei diesem Projekt in den vergangenen Monaten rar gesät, an anderen war kein Mangel: Wassereinbruch im Tunnel bei Untertürkheim, ein nicht öffentliches Gutachten, das Dauerprobleme im Betrieb der neuen Infrastruktur durch das quellfähige Anhydrit-Gestein sehr deutlich benennt, von der Bahn aber weiter unter Verschluss gehalten wird, und die Klage gegen die Projektpartner, die 1,3 Milliarden Euro nachschießen sollen. Da kann man den Eindruck gewinnen, dass die Bahn nach wie vor große Schwierigkeiten hat, diese Riesenbaustelle in den Griff zu bekommen.

Grube hätte den Streit klären können

Äußerungen von Bahnchef Rüdiger Grube, er hätte Stuttgart 21 nicht gemacht, zünden in der Projektgesellschaft sicher nicht die nächste Motivationsstufe. Grube hat die Äußerung inzwischen bestritten. Klar ist, er hat Ende 2009 alles dafür getan, die damals mit fast fünf Milliarden Euro weit überschrittenen Kosten herunterzurechnen. Er hätte Ende 2009 aussteigen oder mit den Partnern verhandeln können, dann hätte er seine Verantwortung für den Staatskonzern wahrgenommen. Nun soll ein Gericht den Kostenstreit klären. Die Tunnelfeier am Montag markiert die Halbzeit bei dem im Februar 2010 begonnen Projekt. Ende 2023 soll es fertig sein. Dafür muss die Bahn noch viel tun.

konstantin.schwarz@stzn.de