Hier sollen künftig nicht nur S-Bahnen, sondern auch Fernzüge halten. Foto: Leif Piechowski

Auf den S-Bahn-Gleisen durch Leinfelden-Echterdingen sollen künftig alle Züge der Gäubahn rollen. Die Kommune sieht dadurch ganz erheblicher Probleme. „Nach Aussagen unseres Gutachters werden die neu geschaffenen Engpässe zu erheblichen Verspätungen führen“, sagt OB Roland Klenk.

Stuttgart - Am kommenden Montag beginnt die Erörterung der Einwände zum neuen Flughafenbahnhof und zum Umbau des bestehenden S-Bahn-Anschlusses. Auf den S-Bahn-Gleisen durch Leinfelden-Echterdingen sollen künftig, so zeigen es die Stuttgart-21-Pläne, alle Züge der Gäubahn rollen. Die Kommune sieht dadurch ganz erheblicher Probleme.

In einer nicht öffentlichen Sitzung hat sich der Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen mit einer Simulation des künftigen Mischbetriebs aus Fern- und Regionalzügen und der S-Bahnlinien 2 und 3 beschäftigt. „Nach Aussagen unseres Gutachters werden die neu geschaffenen Engpässe zu erheblichen Verspätungen führen“, sagte OB Roland Klenk am Mittwoch. Die Engpässe sind die nicht kreuzungsfreie Rohrer Kurve, in der die Züge aus Richtung Zürich, Horb und Freudenstadt künftig in Richtung Flughafen schwenken, und der nach dem Umbau nur noch eingleisig befahrbare heutige S-Bahnhof unter den Terminals.

Durch die Zwangspunkte seien „erhebliche Verspätungen“ zu erwarten, insbesondere in den Hauptverkehrszeiten, und zwar auf der S 2 (Schorndorf-Filderstadt) und bei den ICE und Regionalexpresslinien. Laut Gutachten dürfte lediglich die S 3 (Backnang-Flughafen/Messe) ihren Takt halten können.

Künftige Standortvorteile will Klenk nicht leugnen, allerdings sei Leinfelden-Echterdingen „wie keine zweite Kommune neben der Landeshauptstadt von den negativen Auswirkungen des Projekts betroffen“. Der Stadtchef formuliert einen „hohen Anspruch an die Qualität der Planung“, sieht ihn bisher aber nicht eingelöst. Untersuchungen der Stadt ließen in den Bahnplänen „Defizite und notwendige Verbesserungen erkennen. So dürfe der S-Bahnverkehr nicht nur nicht beeinträchtigt werden, die Pläne müssten auch noch Spielraum für künftige Verbesserungen, also zum Beispiel einen dichteren Takt, lassen.

Um die S-Bahn zukunftsfähig zu halten seien aber offenbar „substanzielle Verbesserungen im Bereich Flughafenbahnhof und Rohrer Kurve erforderlich". Ein Umschwenken der Bahn auf eine andere, im so genannten Filder-Dialog von Bürgern gewünschte Planung, dürfte teuer werden. Im Filder-Dialog war gefordert worden, den S-Bahnhof nicht anzutasten und Züge der Gäubahn in den neuen Fernbahnhof am Flughafen zu lenken. Außerdem sollte der neue Bahnhof näher an die S-Bahnstation gerückt werden.

Die Nutzung der S-Bahngleise auch durch schwerere und schnellere Züge könnten Anwohnern künftig den Schlaf rauben. Die Stadt fordert von der Bahn Nachbesserungen beim Schall- und Erschütterungsschutz. Der Schienenkonzern habe ein „zunächst für entbehrlich gehaltenes Erschütterungsgutachten nachträglich vorgelegt und wird die Lärmkartierung hinsichtlich ihrer Aktualität überprüfen“, so Klenk. Um das zu erreichen hatte die Kommune einen eigenen Gutachter bemühen müssen. Der hatte die Berechnungen der Bahnseite zerpflückt.

Weil die S-Bahnstrecke für die schnelleren Züge nur umgebaut wird lehne die Bahn einen angemessenen Schall- und Erschütterungsschutz „gemäß Neubaustandard“ ab, sagt Klenk. Diese Weigerung sei keinem Bürger zu vermitteln.