Der Grünen-Abgeordnete Matthias Gastel fordert den Ausbau der Schieneninfrasktruktur. Foto: dpa

Die Öko-Fraktion warnt, dass mit den jetzigen Plänen für Stuttgart 21 bei Wendlingen Möglichkeiten für den Ausbau des Nahverkehrs verbaut werden.

Stuttgart - Die Grünen im Bundestag starten einen neuen Anlauf, um die Schienen-Infrastruktur in der Region Stuttgart zu verbessern. In das Bundesschienenwegeausbaugesetz, das aktuell im Parlament beraten wird, sollen zwei Neubauten aufgenommen werden. „In Stuttgart drohen an den Zulaufstrecken zum neuen Tiefbahnhof Engpässe in Feuerbach und im Neckartal, so dass die von der Deutschen Bahn geplanten Intercity-Linien nach Reutlingen und Tübingen auf der Kippe stehen“, sagt der Filderstädter Grünen-Abgeordnete Matthias Gastel.

Die neuen IC-Linien sind Teil des bis in das Jahr 2030 reichenden DB-Fernverkehrskonzeptes. Es beschreibt eine neue Verbindung von Bamberg über Würzburg nach Stuttgart und weiter nach Tübingen. Sie soll im Zwei-Stunden-Takt gefahren werden. Bei der öffentlichen Debatte über das Bahnprojekt Stuttgart 21 im Rathaus waren vom Landesverkehrsministerium, aber auch vom Verband Region Stuttgart (VRS) die Engstellen beschrieben worden: Zwischen Zuffenhausen und Feuerbach wären ein fünftes und sechstes Gleis nötig, um den vom Land konzipierten Metropolexpress-Verkehr, der die S-Bahn entlasten soll, sicher aufnehmen zu können. Und in Wendlingen seien mit dem bei Stuttgart 21 vorgesehenen Bau der Kleinen Wendlinger Kurve (eingleisig) nur je zwei Züge pro Stunde nach Tübingen machbar. Auch hier soll der Metropolexpress fahren. Stadt, Land und VRS untersuchen den Ausbau zwischen Zuffenhausen und Feuerbach und die Große Wendlinger Kurve. Eine zweigleisige Verbindung würde einen kreuzungsfreien Abzweig von der Neubaustrecke auf die Neckartalbahn nach Tübingen und retour ermöglichen.

Verkehrsministerium ist Engstelle bekannt

Auch das Bundesverkehrsministerium hat den Abzweig in Wendlingen als Engestelle identifiziert. Anlass waren Untersuchungen zum bundesweiten Integralen Taktfahrplan, dem Deutschland-Takt.

Grüne warnen: Nichts verbauen

Die Machbarkeitsstudie führt die Große Wendlinger Kurve als nötig auf. Ansonsten würden sich Züge auf der eingleisigen Verbindung begegnen. Das Ministerium von Alexander Dobrindt (CSU) wollte diese Erkenntnis bei der Aufstellung des Bundesverkehrswegeplans bewerten. Gastel fragt nun, wie diese Bewertung vonstatten ging und welches Ergebnis sie zeitigte. Um mit der Fertigstellung von Stuttgart 21, bisher laut Bahn Ende 2023, nicht in neue Probleme zu fahren, müsste die Wendlinger Kurve schon heute zweigleisig geplant werden.

„Ich erwarte von CDU und SPD im Bundestag, dass sie die drohenden Kapazitätsprobleme in Stuttgart und im Neckartal endlich anerkennen und nicht weiter unter den Teppich kehren“, sagt Gastel. Eine Erweiterung der eingleisigen zu einer zweigleisigen Verbindungskurve ins Neckartal sei „technisch kaum mehr umsetzbar“. Der Regional- und Fernverkehr dürfe „nicht durch Nachlässigkeit des Bundes ausgebremst werden“. Die Grünen beantragen, beide Ausbauten in den so genannten Vordringlichen Bedarf des Ausbaugesetzes aufzunehmen. Nur dann können die Streckenteile überhaupt vom Bund finanziert werden.