Bagger auf der S21 Baustelle. Foto: Petsch

Der Aushub aus den beiden je 9,5 Kilometer langen Röhren des Fildertunnels soll per Lastwagen auf der A 81 nach Oberndorf gefahren werden. Lagerstätten für acht Millionen Kubikmeter Gesteinsmassen werden noch gesucht.

Stuttgart - Anfang 2014 will die Bahn AG bei ihrem Projekt Stuttgart 21 den Bau des Fildertunnels beginnen. Er wird auf rund 9,5 Kilometern den Tiefbahnhof mit der neuen Schnellfahrstrecke nach Ulm und dem Flughafen verbinden. Aus den beiden Tunnelröhren fallen enorme, mit Gips versetzte Gesteinsmengen an.

Inzwischen ist klar, wohin der Aushub transportiert werden wird. Mehr als eine Million Tonnen werden auf der B 27 und A 81 zu zwei Deponien nach Oberndorf gefahren werden. Dort gibt es in dem 1700-Seelen-Teilort Bochingen Gipsbrüche, die mit dem Tunnelausbruch teilweise verfüllt werden sollen. Kommune und Bauunternehmen freuen sich über den Auftrag.

Vier Jahre für den Tunnel-Rohbau

Wer auf der A 81 Richtung Bodensee fährt, kennt die Ausfahrt Oberndorf. Weil mit dem Bau der Autobahn dort bei Wasserzutritt quellendes Gestein angegraben worden war, kämpfen die Straßenbauer seit Jahrzehnten gegen eine Hoppelpiste. Der S-21-Gipsbruch liegt nahe der Abfahrt. Zwar müsse noch in eine neue Abbiegespur investiert werden, um Fahrten durch das Gewerbegebiet zur Deponie im Vogelloch zu vermeiden, „sie können aber davon ausgehen, dass wir nicht drauflegen werden“, sagt Oberndorfs Stadtkämmerer Rainer Weber zu dem Auftrag. Ab dem kommenden Jahr sollen 500.000 Tonnen Gestein für den stillgelegten Gipsbruch der Kommune geliefert werden. Die letzten Lastwagen dürften 2018/2019 rollen. Für den Rohbau des Fildertunnels seien rund vier Jahre veranschlagt, sagt ein Sprecher des S-21-Kommunikationsbüros.

Nur einen Steinwurf neben dem stillgelegten Bruch der Kommune liegt jener der Gebrüder Bantle GmbH. Die Firma habe für ihre eigene Fläche „eine größere Abnahmemenge als wir vereinbart“, sagt Weber. Das bestätigt Bantle-Prokurist Joachim Haaga. „Wir werden bis zu 650 000 Tonnen aufnehmen“, sagt Haaga. Die Ladung werde „gewogen und fertig beprobt“ auf 25 Tonnen fassenden Lastwagen angeliefert werden.

Weil auf dem firmeneigenen Gelände noch Gips abgebaut wird, verfüllt Bantle zunächst die Fläche der Kommune. Neue Arbeitsplätze werden voraussichtlich nicht entstehen. „Wir haben 120 Mitarbeiter für den Tief- und Straßenbau“, sagt Haaga. Diese würden je nach Auftragslage an unterschiedlichen Stellen im Betrieb eingesetzt.

Bis zu acht Millionen Kubikmeter Aushub

Ohne den Stuttgart-21-Auftrag würde das Loch, das der Gipsabbau in Bochingen gerissen hat, in den nächsten Jahrzehnten nicht verfüllt und rekultiviert werden können. 2012 seien nur 1000 Tonnen eigenes Material, also Aushub aus Oberndorf und Umgebung, aufgenommen worden, sagt Weber. „Wir sind froh, dass wir die Masse erhalten.“

Die 1,1 Millionen Tonnen Gestein aus dem Fildertunnel sind der kleinere Teil der Erdmassen, die bei dem Milliardenprojekt Stuttgart 21 bewegt werden. Auf der zentralen Baulogistikfläche am alten Hauptbahnhof fallen laut dem S-21-Sprecher bis zu acht Millionen Kubikmeter Aushub an. Sie stammen aus den Tunneln nach Feuerbach, Bad Cannstatt und Obertürkheim. Die Bahn stellt dazu Baustraßen und Flächen sowie ein Kombi-Containersystem für Lkw und Zug zur Verfügung. Die Abfuhr selbst wird ausgeschrieben. Man sei in der Ausschreibungsphase, sagt der Sprecher. Nicht jeder Aushub muss übrigens auf die Deponie: Bei den Tunneln der Schnellfahrstrecke Wendlingen–Ulm wird teils Gestein gefördert, das als Baumaterial verkauft werden kann.

Für die beiden Röhren des Fildertunnels hatte die Bahn im Februar die Erlaubnis erhalten, die Bautechnik umzustellen. Ursprünglich sollte von der Stadtmitte, von einem Baufeld in Möhringen und von einer Fläche beim Echterdinger Ei aus gegraben werden. Nun setzt die Bahn auf einen Riesenbohrer der Herrenknecht AG (Schwanau), der von den Fildern aus in Richtung Bahnhof fahren soll. In einer 85 Meter langen, elf Meter breiten und 12,80 Meter hohen Kaverne unter dem Wagenburgtunnel wird er zur Bergauffahrt gewendet. Die fertige Bohrmaschine lagert seit Monaten in einer Halle am Rhein bei Kehl. Sie soll laut S-21-Projektleiter Stefan Penn Anfang 2014 ihre Arbeit aufnehmen. Projektgegner haben in den letzten Wochen zum Protest gegen den Maschinentransport nach Stuttgart aufgerufen.