Wirkt bedrohlich, ist aber nur ein Tunnelbohrer: Bauleiter Robert Pechhacker (vorne) überwacht, wie sich Fräse Suse Stück für Stück in den Fildertunnel Foto: Leif Piechowski

Mit interaktiver Grafik - Die Tunnelbohrmaschine Suse wird zurzeit in die erste Röhre des Fildertunnels geschoben. Es geht nur millimeterweise voran. Gebohrt wird eines der Herzstücke des Bahnprojekts ab Herbst.

Stuttgart - Und sie bewegt sich doch. Schritt für Schritt, Zentimeter für Zentimeter tastest sich Tunnelbohrmaschine Suse behutsam in die erste Röhre des Fildertunnels. Es sind ihre ersten Meter nach einer langer Vorbereitungs- und Planungszeit.

Die ersten 150 Meter der linken Tunnelröhre wurden konventionell mit dem Bagger ausgehoben. Dort wird die 2000 Tonnen schwere und 120 Meter lange Maschine jetzt Stück für Stück hineingeschoben, bis sie vollständig im Tunnel verschwunden ist. Von dort aus beginnt im Herbst Suses eigentliche Arbeit – das Bohren der zwei 9,5 Kilometer langen Röhren zwischen dem neuen Hauptbahnhof und dem Flughafen.

Am Montagnachmittag hat sich die Riesenfräse erstmals in Bewegung gesetzt. Am Mittwochmittag sind weite Teile von Suse von außen schon nicht mehr zu sehen. Einige Meter sind bis zur Ortsbrust noch zu bewältigen. Ortsbrust beschreibt im Berg- und Tunnelbau den Bereich, an dem gerade gebohrt oder gegraben wird. „Ich denke, dass wir am Freitag vorne stehen“, sagt der verantwortliche Bauleiter Robert Pechhacker.

Das Reinschieben der riesigen Bohrmaschine ist zeitintensiv. „Fünf Tage Vorbereitung, fünf Tage schieben“, sagt Pechhacker. Nur langsam bewegt sich die Maschine vorwärts. Beim Bohren der Röhren „fährt sie schneller als jetzt“, sagt er. Die Bauleute hoffen auf bis zu 30 Meter am Tag.

Die Tunnelbohrmaschine wird hydraulisch bewegt. Stahlbeton-Klötze, sogenannte Tübbinge, werden von einem speziellen Mechanismus am Bohrer in den Boden gepresst und dienen als Fahrbahn. „Die Maschine drückt sich von den Steinen am Boden in Bohrrichtung ab“, erklärt Pechhacker.

Das macht Lärm. Es ist laut im Tunnel. Über Laser lässt sich die Maschine millimetergenau steuern Das ist notwendig: Zwischen der noch unebenen Tunnelwand und dem Koloss ist kaum ein halber Meter Platz.

Weil Suse ihr Ziel noch nicht erreicht hat, kann man im Moment durch die engen und verschachtelten Gänge der Maschine in den Raum zwischen dem riesigen Schneidrad und der Ortsbrust gelangen. Die Stelle, an der Suse am Freitag andocken wird, hat man von hier aus im Blick. Auf der anderen Seite türmt sich das imposante und zugleich bedrohlich wirkende Schneidrad mit einem Durchmesser von über zehn Metern auf. Zwei große Scheinwerfer leuchten die Röhre gespenstisch aus. Projektleiter Pechhacker ist in seinem Leben schon an vielen Tunnelbohrungen beteiligt gewesen. Der Blick auf den Bohrer ist auch für ihn immer wieder ein „besonderer Moment“.

Gebohrt wird ab September oder Oktober. 5700 PS setzen dann das Schneidrad in Bewegung. Die ersten Züge sollen laut Bahn 2021 durch den Fildertunnel fahren.