Die S-Bahn verliert unter dem Flughafen eines ihrer zwei Gleise. Foto: Leif Piechowski

Filderstadt befürchtet, dass durch das Projekt Stuttgart 21 und den vorgesehenen Mischverkehr von Fern- und Regionalzügen auf der bisherigen S-Bahn-Stecke zum Flughafen der Schnellbahntakt ausgedünnt wird. Die Kommune will deshalb einen S-Bahn-Stresstest.

Filderstadt befürchtet, dass durch das Projekt Stuttgart 21 und den vorgesehenen Mischverkehr von Fern- und Regionalzügen auf der bisherigen S-Bahn-Stecke zum Flughafen der Schnellbahntakt ausgedünnt wird. Die Kommune will deshalb einen S-Bahn-Stresstest.

Stuttgart/Filderstadt - Bis zum 19. Dezember können Einwendungen zu dem beim Bahnprojekt Stuttgart 21 geplanten Flughafenanschluss abgegeben werden. Das Regierungspräsidium (RP) rechnet mit einer vierstelligen Zahl. Eine Hauptforderung der Anrainerkommunen auf den Fildern ist, dass der S-Bahn-Takt mit zwei Linien (S 2, 3) ungeschmälert erhalten bleiben kann.

Der neue Fernbahnhof am Flughafen und der Umbau des S-Bahn-Halts haben planerisch erhebliche Verspätung. Die Bahn fordert vom RP, die Erörterung der Einwendungen vor den Sommerferien 2014 abzuschließen, damit sie bis Februar 2015 die Baufreigabe erhält. Nur wenn dieser Termin gehalten wird, könne das System Stuttgart 21 mit dem Durchgangsbahnhof und die Neubaustrecke bis Ulm Ende 2021 in Betrieb gehen. Eine Verzögerung auf 2022 würde 100 Millionen Euro kosten. DB-Infrastrukturvorstand Volker Kefer hat den Bahn-Aufsichtsrat auf diese Möglichkeit eingestimmt. Das Regierungspräsidium will sich Termine von der Bahn nicht diktieren lassen. Einwender hätten Fristverlängerung beantragt, die ihnen gewährt worden sei, sagt RP-Sprecher Clemens Homoth-Kuhs. „Wir können heute nicht sicher sagen, dass wir die Erörterung vor den Sommerferien hinbekommen“, sagt der Sprecher. Bei Rechtsfragen gehe „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“.

Auch die Landeshauptstadt soll, so wollen es die Grünen im Gemeinderat heute fordern, Verlängerung beantragten. Die Stadt hat ihre Einwände auf 32 Seiten zusammengetragen, doch zwei Ämter konnten die Bahn-Unterlagen nur stichprobenhaft durchgehen. Die Stadt drängt darauf, den „Verbrauch von Acker- und Landschaftsflächen“ zu minimieren. Die Bahn braucht für ihre neue Strecke und den Anschluss bei Rohr 41 Hektar, davon 33,5 Hektar heutige Äcker und sechs Hektar Wald. Während der Bauzeit werden außerdem weitere 37 Hektar belegt. Den Waldverlust durch „Böschungsbegrünung“ auszugleichen lehnt die Stadt ab. Büsche könnten „mitnichten als Kompensation“ für den Kahlschlag angerechnet werden.

In Filderstadt hat der Gemeinderat am Montag die Stellungnahme der Stadt zum Planfeststellungsverfahren beschlossen. Die Stadt hat für die Formulierungen eigens Rechtsanwälte eingeschaltet. Der Stadt geht es, so Bürgermeister Reinhard Molt, um die Qualität der S-Bahn – während des Baus und anschließend. Filderstadt erinnert an einen Vertrag mit Bahn, Land und Landkreis von 1993, in dem die Zweigleisigkeit in den S-Bahn-Stationen Flughafen und Filderstadt-Bernhausen festgelegt wurde. Filderstadt hat sich damals an den Kosten mit 9,2 Millionen Euro beteiligt, um eine Taktverdichtung sowie Verlängerung der S-Bahn bis Neuhausen offen zu halten. Werde nun davon abgewichen, so die Stellungnahme, werde dem Vertrag die Grundlage entzogen.

Filderstadt fordert, die Option eines 15-Minuten-Taktes offen zu halten und kritisiert, dass Fernzüge im Mischbetrieb Vorrang haben sollen vor der S-Bahn. Schon heute funktioniere bei zwei S-Bahn-Gleisen der S-Bahn-Betrieb nicht reibungslos. Es gebe Zweifel, dass dies bei dichterem Takt funktioniere. Der Nachweis soll mit einem Stresstest geführt werden. Die Stadt fordert ihn. „Der Normalbetrieb hat schon Lücken und Tücken“, so Molt. Für die 104-wöchige Bauphase will Filderstadt einen „einigermaßen zuverlässigen Takt“. Zur Baustellen- und Bauzeitenlogistik gebe es bisher nur vage Angaben. OB Gabriele Dönig-Poppensieker hofft, dass die Einwendungen berücksichtigt werden.