Die S-Bahnen am Hauptbahnhof sind aus dem Takt geraten Foto: Kraufmann

Mit dem Umbau des Gleisfelds am Hauptbahnhof steht das S-Bahn-Netz  vor dem Kollaps.

Stuttgart - Am 2. Februar hat die Deutsche Bahn AG ihr Milliardenprojekt Stuttgart 21 gestartet. Um den neuen Tiefbahnhof anstelle der heutigen Bahnsteige bauen zu können, muss erst das riesige Gleisfeld samt der S-Bahn-Zufahrt vor dem Hauptbahnhof neu geordnet werden. Dabei haben sich die Planer krass verschätzt. Mit dem Umbau der Gleise und Signale steht das S-Bahn-Netz kurz vor dem Kollaps.

Die Bahn hat mit einer Not-OP auf Zustände reagiert, die Fahrgäste im Berufsverkehr als "das blanke Chaos" beschreiben. Um der Verspätungen und Zugausfälle Herr zu werden, ist der 15-Minuten-Takt auf der S1 zwischen Plochingen und Vaihingen in der Hauptverkehrszeit "bis auf weiteres" abgeschafft. Alle Züge, die in Plochingen von 5.20 bis 9 und 15 bis 19 Uhr zur Minute 23 und 53 starten, umfahren die Landeshauptstadt auf der Gäubahn-Strecke.

"Hier lag eine Fehleinschätzung vor"

Die Änderung sei "natürlich nicht abgesprochen", kritisiert Jürgen Wurmthaler vom Verband Region Stuttgart den neuen Fahrplan auf Anfrage. "Wir würden nie zustimmen, den 15-Minuten-Takt zu streichen", ärgert sich Wurmthaler.

Der Regionalverband bezahlt den S-Bahn-Verkehr. Fallen Züge aus oder sind sie wesentlich verspätet, erhält die zuständige DB Regio kein Geld oder muss Strafzahlungen leisten. Die von der Bahn jetzt gewählte Regelung wird von den Sanktionen allerdings gar nicht erfasst.

Die Umleitung der S-1-Züge sei "eine Notmaßnahme, um die Situation wieder in den Griff zu bekommen", sagt Wurmthaler. Das Stuttgart-21-Sprecherbüro von Wolfgang Drexler hat das am Montag bestätigt. "Leider hat sich nach Fertigstellung der neuen Signale herausgestellt, dass die Leistungsfähigkeit nicht den Anforderungen entspricht", heißt es dort. Und weiter: "Hier lag eine Fehleinschätzung vor." Man arbeite "mit Hochdruck" an einer Lösung.