1850: Stolz präsentiert ein Stahlstich das Königliche Landhaus Rosenstein in Verbindung mit dem Eisenbahntunnel Foto: Stadtarchiv Stuttgart

Christian von Holst berichtet von den Entwicklungen des Schlossgartens und des Bahnhofs.

Stuttgart - Bereits 1901 und noch einmal 1906 untersuchte man in Stuttgart die Möglichkeiten eines Durchgangsbahnhofs mit umfassenden Tunnelbauten. Dies machte Stuttgarts langjähriger Staatsgaleriedirektor in einem Gastvortrag beim Forum-Stuttgart-21-Abend am Montag deutlich.

Christian von Holst gilt nicht als Mann unbedachter Worte. Entsprechend ernsthaft hat er sich in ein Thema eingearbeitet, das er am Montagabend im Forum der Landesbank Baden-Württemberg beim Forum-Stuttgart-21-Abend unserer Zeitung vorstellte. "Anderthalb Jahre", sagt von Holst, bis 2006 Direktor der Staatsgalerie Stuttgart, habe er "in den Archiven des Landes und der Städte Stuttgart und Ludwigsburg recherchiert - nach Bildern und Plänen zur Stadtentwicklung." Das auch für ihn spannende Ergebnis: "Wie von selbst ergeben sich Verknüpfungen von Herkunft und Zukunft." Ein Mehrwert, wie geschaffen für einen Abend, an dem sich in der Reihe Forum Stuttgart 21, gemeinsame Veranstaltung unserer Zeitung und der Landesbank, das Gespräch auf dem Podium mit den Gästen Walter Sittler und Ivo Gönner gänzlich in der Aktualität bewegte.

Was von Holst interessiert: Wie hat sich der Schlossgarten seit dem späten 19. Jahrhundert entwickelt, in welches Bedrängnis kam er durch welche Bahnhofsplanungen, und wie suchten unterschiedliche Projekte der Bedrängnis entgegenzuwirken? Als zentrales Datum sieht von Holst Württembergs Erhebung zum Königreich im Jahr 1806. "Friedrich, der erste König", so von Holst, "forciert die Repräsentation und beauftragt Nicolas Friedrich Thouret, vom Neuen Schloss aus in Richtung Neckar einen Volkspark zu konzipieren. Am 9. Januar 1807 präsentiert Thouret den Entwurf für einen solchen Park bis zum Mittleren Schlossgarten - und der König notiert darauf den berühmten Satz: ,So soll es seyn.' Ein Stadtplan von 1807 zeigt den Park bereits realisiert."

Ein Tempo, das den Kunstwissenschaftler von Holst beeindruckt. Umso mehr, als er vor seiner Zeit als Direktor der Staatsgalerie (1994 bis 2006) als Baureferent nicht nur den 1984 eröffneten Neubau von James Stirling betreute, sondern auch die Planungen für das von Arata Isozaki geplante Museum der Gegenwartskunst. Letzteres blieb trotz Kabinettsbeschlusses unrealisiert - Erwin Teufel sah als Nachfolger von Lothar Späth nach der deutschen Wiedervereinigung keine Chance mehr, das Projekt zu finanzieren. Von Holst weiß aus eigener Erfahrung, wie viel Zeit Bau-Planung und Bau-Realisierung brauchen - und umso mehr zeigt er sich nicht nur vom Tempo der Umsetzung der Thouret-Planungen beeindruckt, sondern auch von der Geschwindigkeit der Verkehrsplanung im jungen Königreich Württemberg.