Foto: Beytekin

Zwischenfälle mit Polizisten werden häufig auf YouTube veröffentlicht - so auch jetzt wieder bei S21.

Stuttgart - Diese Szene zeigt, wie aufgeheizt die Stimmung bei Stuttgart 21 nach wie vor ist: Zwei Männer ringen miteinander, unter der Jacke eines der Beteiligten ragt plötzlich eine Pistole hervor. „Nimm die Knarre weg!“, heißt es aus dem Hintergrund. Andere rufen „Verpiss Dich!“, „Hau ab, Du Bullensau!“ und „Haltet ihn fest!“

Andere Videos, ebenfalls anonym auf YouTube eingestellt, zeigen, wie der Bedrohte von Demonstranten umklammert wird - und dann flüchtet. Auch eine Explosion, bei der mehrere Beamte ein Knallgastrauma erlitten haben könnten, steht im bewegten Bild im Netz.

Viele Kommentare bei Twitter

Im Internet dokumentieren diejenigen, die weiter gegen den Neubau des Stuttgarter Bahnhofs kämpfen, was vor sich geht. Vor allem halten sie Zwischenfälle mit Polizisten fest. In Kommentaren unter den Filmen und Einträgen bei Twitter schrieben sie zuletzt unter anderem: „Die Polizeiführung in Stuttgart streut wieder absichtliche Falschmeldungen zu Verletzten und Vorgängen“ und„Jeder, der sich ein objektives Bild über die Proteste machen möchte, sieht sich einfach öffentlich verfügbare Videos an“.

Ob die Zusammenhänge und Zeitangaben, die die Demonstranten im Netz verbreiten, aber wiederum stimmen, das bleibt auf den ersten Blick meist völlig im Unklaren. Die beschriebene Szene, die zeigen soll, wie die Protestler einen in Zivil gekleideten Polizisten enttarnen und in die Flucht schlagen, wurde immerhin klar erkennbar auf einer der bei den Stuttgart 21-Protesten besetzten Baustellen gefilmt.

Die Ermittlungen laufen

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Aufnahme tatsächlich dies zeigt und wie behauptet auch vom 20. Juni stammt, ist groß: Am Dienstag nahm die Stuttgarter Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen des Verdachts auf versuchten Totschlag gegen Unbekannt in diesem Fall auf, weil, so die Darstellung der Behörde, am Montagabend ein Zivilpolizist „von Demonstranten an Kopf und Hals verletzt“ worden sei. Zudem sei versucht worden, ihm seine Waffe abzunehmen. Beide Vorwürfe werden durch die Videoaufnahmen indes nicht belegt, die allerdings auch nur einen Teil der Szene festhalten.