Werbeplatkate für Stuttgart 21 im Bahnhof Foto: Kraufmann

Mittelstand hat bei Tunnelbau kaum Chancen - Einkauf der Bahn korrigiert Zahlen der Planer.

Stuttgart - Bald will die Bahn das große Graben für Stuttgart21 beginnen. Bahnhof und 57 Kilometer Strecke sollen 4,1 Milliarden Euro kosten. Oder werden es 4,9? Diese Zahl hatte die DB im Oktober 2009 berechnet. Das hätte das Projektende bedeutet. So wurde nochmals kalkuliert - mit kaum verständlichen Abschlägen.

In den nächsten Monaten veröffentlicht der Stuttgart-21-Bauchef Hany Azer Ausschreibungen im Dutzend. Kaum einer der unterirdischen Gleisabschnitte wird für unter 500 Millionen Euro zu haben sein. Der von Politikern gepriesene Mittelstand im Land schaut bei diesen Maßeinheiten in die Röhre. "Das Thema Mittelstand gibt es bei den Losgrößen so jetzt noch nicht", sagt Karl Franz, Sprecher von Verkehrsministerin Tanja Gönner (CDU). Die Firmen müssten sich "entsprechend aufstellen" und Arbeitsgemeinschaften bilden.

"Wir wissen, dass man einen Tunnel nicht in 30 Abschnitte aufteilen kann, wir werden da keine riesigen Umsätze machen", zeigt sich Wolfgang Paul nicht überrascht. Der Vorsitzende der Fachgruppe Tiefbau beim Verein Bauwirtschaft Baden-Württemberg ist dennoch optimistisch und hofft für seine Mitglieder auf etliche "Nebenleistungen". "Stuttgart 21", sagt Paul, "ist ein tolles Projekt und wichtig für die gesamte Region."

Im Juli 2008 lag die Bausumme bei 2,8 Milliarden Euro. Innenminister Heribert Rech nannte da erstmals Kosten einzelner Abschnitte. Im August 2008 korrigierte die DB auf 3,1 Milliarden. Im Dezember 2009 legte Bahn-Chef Rüdiger Grube nach: 4,1 Milliarden. "Wir bleiben unterhalb der Sollbruchstelle von 4,5 Milliarden", verkündete ein angespannter Bahn-Chef. Jetzt werde gebaut.