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Bezirksbeiräte einmal mehr unzufrieden mit Info-Politik der Bahn – Kaum Antworten auf Nachfragen.

Stuttgart - Die Deutsche Bahn will von diesem Mittwoch an den Parkplatz vor dem Nordeingang des Hauptbahnhofs sperren. Das sagten Martin Schönbeck und Alfons Plenter von der DB Projektbau am Montag vor dem Bezirksbeirat Mitte.

Das Unternehmen wird mit einem Bauzaun die Fläche für das neue unterirdische Technikgebäude vor dem heutigen Eingang abgrenzen. Damit Reisende dennoch weiterhin am einzigen ebenerdigen Zugang zu den Zügen kommen können, richtet die Bahn einen Weg auf der Fläche des abgerissenen Nordflügels ein. Die Taxi-Vorfahrt soll erhalten bleiben. Die Mahnwache der Stuttgart-21-Gegner werde mit deren Billigung an eine Verkehrsinsel vor dem LBBW-Gebäude verlegt , sagte Plenter. Ab Juni wolle die Bahn dann weitere Abbrucharbeiten angehen. Abgerissen werden der Landespavillon im Schlossgarten, Häuser in der Jäger- und Sängerstraße und der Großteil der alten Bahndirektion an der Heilbronner Straße. Der große Flügel zur Bundesstraße hin wird erhalten bleiben.

Informations-Schonkost steht in der Kritik

Viel mehr konnten die beiden Bahn-Vertreter und die Bürgerbeauftragte der Stadt, Alice Kaiser, trotz zahlreicher Nachfragen aus dem Bezirksbeirat nicht berichten. Zwar seien die Bauarbeiten für den achtgleisigen Durchgangsbahnhof und die anschließenden Tunnel inzwischen an die Firmen Züblin, Baresel und Hochtief vergeben, erst wenn deren Ausführungsplanung stehe, könne man aber exakte Termine nennen. Das gilt auch für die Verlegung des Nesenbach-Abwasserkanals zwischen dem Königin-Katharina-Stift und dem Planetarium. Man spreche hier mit Baufirmen über „diverse Optionen“ für den Kanalbau. Der gilt als äußerst schwierig, weil die tief liegende Baugrube unter Überdruck gesetzt werden muss. So soll verhindert werden, dass die Bodenschichten Schaden nehmen und Mineralwasser von unten in höhere Schichten durchdrückt.

Die Beiräte zeigten sich nicht erfreut über die Informations-Schonkost. Was erwartet die Bewohner am Ameisenberg, wenn die Tunnel in Richtung Flughafen begonnen werden, und wann wird dies der Fall sein? Wie viel Grundwasser wird abgepumpt werden, wie viele Bauarbeiter werden in Containern untergebracht. „Wir wollen nackte Fakten unter die Menschen bringen. Wann, wo , mit welchen Einschränkungen muss gerechnet werden?“, stellte Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Grüne) die Grundsatzfrage. Antworten gab es darauf nur zögerlich und nach weiteren Nachfragen. 18 statt 14 Millionen Kubikmeter Wasser würden abgepumpt, so Plenter.

Wohl keine Wohn-Container für Arbeiter

Dass es im Schlossgarten 6,8 statt drei werden, ergab die vierte Nachfrage. Noch, so Kaiser, habe die Bahn dazu nicht alle Gutachten eingereicht. Solange die Zusatzmenge nicht genehmigt ist, wird die Anlage, die das Grundwasser aus den Baugruben abpumpen, reinigen und größtenteils zurückführen soll, nicht betrieben. Erdarbeiten sollen dennoch stattfinden. Der Boden werde bis zur Grundwassergrenze abgetragen, sagt Schönbeck. Ach ja, Wohn-Container für Arbeiter werden keine aufgestellt.Wahrscheinlich. Genau weiß die Bahn das nicht.

Offenbar ist sich die Bahn noch nicht klar darüber, wie sie die nötigen Fakten an den Mann bringen soll. Man diskutiere darüber in dem von OB Wolfgang Schuster einberufenen Bürgerforum, sagte Kaiser: „Da fragen wir, wie die Leute informiert werden, welche Infokanäle wir nutzen sollen“, berichtete die Bürgerbeauftragte. „Wir sprechen seit Jahren davon, dass Stuttgart 21 eine bessere Kommunikation braucht, fangen Sie einfach an“, zeigte Kienzle daraufhin Nerven. Sie gewinne den Eindruck, „dass die Bahn einige Dinge schnell regeln will und ihr andere wie zum Beispiel die Information lästig sind“.

Den Bezirksbeiräten ging es, gleich welcher Fraktion, nicht anders. Mit unlesbaren Planskizzen könne man niemanden erreichen, beklagte ein Architekt kunterbunte Striche auf einer Skizze zum Bahnhof. Man könne nicht nur auf das Internet setzen und darauf verweisen, die Anwohner bräuchten die Information im Briefkasten, lautete eine andere Forderung. Der Bezirksbeirat will die Bahn-Vertreter künftig regelmäßig alle sechs Monate sehen.

Die 119. Montagsdemonstration verlief nach Angaben der Polizei ohne besondere Vorkommnisse, sie sprach von 1000, die S- 21-Gegner von 3000 Teilnehmern.