Foto: StN/Lange/Bahn

Trotz 370 Millionen Euro Mehrkosten erhebliche Reserven – Streit mit Land spitzt sich zu.

Stuttgart - Stuttgart 21 wird nach Angaben der Bahn derzeit 370 Millionen Euro teurer als geplant - liegt aber immer noch im Rahmen. Das Land widerspricht der Darstellung vehement. Auch um die Frage, wie sehr das Land die Bahn unterstützen muss, wurde am Freitag hart gestritten.

Er spricht von "Bilanztricks", einer "Erfindung" und wittert einen "erneuten Versuch, die Öffentlichkeit zu täuschen". Mit drastischen Formulierungen hat Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Freitagabend im Lenkungskreis den aktuellen Kostenstand von Stuttgart21 quittiert.

Puffer für Mehrkosten erhöht sich

"Wir haben die Dinge angemessen dargelegt, diese Rechnung ist gerechtfertigt", konterte Volker Kefer, Technik-Vorstand der Deutschen Bahn. Grund für Hermanns Verärgerung ist ein sogenannter Nominalisierungspuffer von 323 Millionen Euro. Die Position hatte die Bahn früh in die Gesamtkalkulation von S21 eingefügt, um Mehrkosten aus den erwarteten Preissteigerungen während der zehnjährigen Bauzeit abzufangen. Nachdem die Bahn aber bis Ende 2011 Aufträge im Volumen von 1,5 Milliarden Euro zu Festpreisen vergeben wird - womit besagtes Risiko auf die Baufirmen übergeht - schlägt die Bahn den Nominalisierungspuffer dem vorhandenen Risikopuffer zu. Dadurch erhöht sich der Puffer für Mehrkosten auf 760 Millionen Euro.

"Die Lage ist dennoch angespannt, weil wir davon ausgehen, dass bis zum Jahr 2016 Mehrkosten von 370 Millionen Euro auflaufen werden und zudem weitere, heute noch nicht bekannte Risiken eintreten könnten", sagte Kefer. Für Hermann ist das eine ausgemachte Sache: "Wir sind schon jetzt fast am Ende des Risikopuffers und gehen auf die Kostenobergrenze von 4,5 Milliarden Euro zu." Für den Minister bedeutet das den "Wegfall der Geschäftsgrundlage" - was für das Land die Bedingung für die Kündigung der S-21-Finanzierung nach der Volksabstimmung im November wäre.