Auf der Schwäbischen Alb wirken sich die Tunnelarbeiten für das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm jetzt noch stärker auf den Autobahnverkehr aus – und nicht nur hier. Foto: StN

Mit interaktiver Karte - Die Durststrecke für Autofahrer, die zügig vorankommen wollen, wird auf der Autobahn 8 länger. Das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm bringt ihnen neue Hindernisse rund um den Flughafen Stuttgart und auf der Schwäbischen Alb.

Stuttgart - Verschwenkte Fahrbahnen, begrenzte Geschwindigkeit: Bei der Tank- und Rastanlage Denkendorf wird an diesem Mittwoch daraus ein Dauerzustand für die Autofahrer in Richtung München. Auf der Schwäbischen Alb ist eine ähnliche Schleife für Autos in Richtung Karlsruhe schon eine Woche früher eröffnet worden: zwischen Merklingen und Hohenstadt.

An beiden Stellen werden in offener Bauweise Querungen für die neue ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke Stuttgart–Ulm gebuddelt. An beiden Orten wird in absehbarer Zeit auch die Gegenfahrbahn verlegt werden. Auf der Alb dürfte die Autobahn frühestens Mitte 2017 wieder auf die angestammte Linie gebracht werden, bei Denkendorf im Frühjahr 2018. Und bis dahin wird auch an anderen Stellen mächtig verschwenkt und gebaggert, vor allem beim Messe-Parkhaus am Flughafen. Das kann gutgehen – aber zumindest bei Verkehrsspitzen schnell zu Störungen und Stauchaos führen. Die A 8 bei Stuttgart ist nun mal zu Stoßzeiten mit 100 000 bis 150 000 Kfz pro Tag belastet. „Da führt in der Regel jegliche Baustelle oder Störung zum Stau“, sagt Volker Zahn, Verkehrsexperte beim ADAC Württemberg. Autobahn-Ausweichstrecken gebe es kaum. Sehr viel hänge davon ab, wie die Verschwenkungen im Detail umgesetzt werden.

Zahl der Fahrspuren bleibt gleich

Da gibt es Hoffnung. Bei den derzeitigen Eingriffen soll die Zahl der Fahrspuren beibehalten werden. Mit Fahrspurbreiten von 3,65 bis 2,75 Meter bei Denkendorf sei man auch ganz gut aufgestellt, meint Zahn. Dass dort Tempo 80 erlaubt sein soll, spreche zudem dafür, dass der Kurvenradius an der Verschwenkung nicht zu drastisch sei. Andernfalls könne es zum Schreckbremsen von überraschten Autofahrern auf den letzten Metern kommen. Markierungen auf der Fahrbahn, die auch bei Regen in der Nacht gut erkennbar sind, müssten aber auch gewährleistet sein. Und natürlich viel Information: im Rundfunk und auf den dynamischen Anzeigentafeln der Verkehrsbeeinflussungsanlage. Günstig sei, dass es sich bei vielen Autofahrern in dem Abschnitt um Berufspendler handle, die sich hier auskennen, sagt Zahn, „dennoch rechnen wir mit deutlichen Behinderungen des Verkehrs“. 2016 wächst die Staugefahr noch.

Dann werden auch auf beiden Seiten des Messeparkhauses Tunnel gebaut, die die A 8 unterqueren. Sie sollen den künftigen Fernbahnhof am Flughafen mit der ICE-Neubautrasse Stuttgart–Ulm auf der anderen Seite der Autobahn verbinden. Das betrachtet die Bahn neuerdings als Planfeststellungsabschnitt 1.3 a von Stuttgart 21. Der Abschnitt 1.3 b bringt zusätzlich einen Tunnel, der Teil der sogenannten Flughafenkurve ist. Die verbindet den künftigen Gäubahn-Halt neben der S-Bahn-Station Flughafen mit dem Fildertunnel beim Fasanenhof, der zum Hauptbahnhof führt. Diese Kurve wird über dem Verbindungstunnel Fernbahnhof–Neubaustrecke liegen – aber auch unter der Erde.

Schoefer warnt vor Sturm der Entrüstung

Noch ist nicht gesichert, dass diese Vorhaben in einem Zug realisiert werden und die A 8 nur einmal verlegt wird. Flughafenchef Walter Schoefer jedenfalls sieht Anlass, bei der Bahn mächtig dafür zu werben. „Wenn man hier nicht optimal vorgeht und wenn zweimal in die Autobahn eingegriffen werden muss, wird es einen Sturm der Entrüstung geben“, warnt er. Wenn es gehe wie früher beim Bau des Messeparkhauses, würde es diesmal „zu einem Chaos erster Ordnung führen“. Nach einem Gespräch mit Projektchef Manfred Leger ist Schoefer aber „vorsichtig optimistisch“.

Momentan sei man zuversichtlich, die Abwicklung in einem Zug hinzukriegen, bestätigt das Kommunikationsbüro fürs Bahnprojekt. Allerdings weiß man auch, dass das Eisenbahn-Bundesamt über die Genehmigung der Gleiskurve möglicherweise „ein bis zwei Jahre später“ entscheiden könnte als über die anderen Tunnel. Für den Abschnitt 1.3 a hofft die Bahn auf grünes Licht bis Ende 2015. Diese Tunnel will sie so realisieren, dass die Umleitung für die Autos bei Plieningen im Lauf des Jahres 2018 aufgehoben werden kann. Dort wird dann die Neubaustrecke gebaut. Möglicherweise werde die Flughafenkurve daher nicht in offener Bauweise, sondern bergmännisch erstellt. Ihre Inbetriebnahme ist für Ende 2023 angepeilt, nicht wie beim Fernbahnhof Ende 2021.