Bund will Belastung "auf mehrere Schultern" verteilen - Neubaustrecke weiter "wirtschaftlich".

Stuttgart - Nicht nur Stuttgart21, auch die künftige ICE-Strecke Wendlingen-Ulm wird teurer. Die Verträge von 2009 sehen vor, dass alle Mehrkosten der Bund zahlt. Derzeit wären das 865 Millionen Euro. Dennoch sei die Strecke "wirtschaftlich", betont das Bundesverkehrsministerium.

Ein kleines Wort kann manchmal sehr vielsagend sein. "Ich schließe heute aus, dass der Bund weitere finanzielle Forderungen an das Land stellt", antwortete Stefan Mappus am 27.Juli 2010 auf die Frage dieser Zeitung, ob der Bund Mehrkosten bei der ICE-Strecke Wendlingen-Ulm auf das Land abwälzen wolle. Mappus schloss das aus. Aber eben nur "heute".

Auf der Pressekonferenz im Juli stellten Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, und Volker Keefer, Bahn-Vorstand für Technik, Dienstleistungen und Infrastruktur, gemeinsam mit Mappus die aktualisierte Kostenkalkulation für die 60 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitstrasse Wendlingen-Ulm vor. Bis dato hatten Bahn und Land mit einer "Kostenschätzung" von 2,025 Milliarden Euro aus dem Jahr 2004 gearbeitet. Inzwischen habe man durch die weitere Planung eine "sehr solide Basis" erreicht, sagte Keefer: Nach der aktuellen Berechnung koste die ICE-Trasse jetzt 2,89 Milliarden Euro.

Trotz der enormen Summe von 865 Millionen Euro Mehrkosten zeigten sich Mappus, Grube und Keefer nicht sonderlich irritiert. Das lag zum einen daran, dass man mit der allgemeinen Preisentwicklung seit 2004 und diversen bau- und planungstechnischen Aspekten gute Gründe für die Mehrkosten zu nennen glaubte. Zum anderen muss für die Mehrkosten der Bund aufkommen. So steht es in den Finanzierungsverträgen zu Stuttgart21 und der ICE-Strecke, die Bund und Bahn, das Land Baden-Württemberg, die Stadt Stuttgart, der Verband Region Stuttgart und der Flughafen Stuttgart am 2.April 2009 unterzeichnet hatten.