Entwurzelte Bäume auch im Stadtgebiet - hier am Sonnenberg Foto: Fotoagentur Stuttgart

Was bis zu 100 km/h Sturm anrichten können, war am Dienstag in der Region zu sehen. Fliegende Ziegel, kippende Bäume, lahm gelegte Bahnstrecken. Zumindest im Großraum Stuttgart ging alles relativ glimpflich aus .

Stuttgart - Wie eine Banane. Oder wie ein Halbbogen, eine zunehmende Mondsichel: „So sah das auf unserer Einsatzkarte aus“, sagt Lagedienstführer Heiko Schroff von der Stuttgarter Feuerwehr, die am Dienstag wegen des Sturmtiefs Niklas alle Hände voll zu tun hatte.

Die Spuren des Sturms auf der Karte waren den Höhenlinien Stuttgarts geschuldet, dort hatten die Kräfte des Wetters besonders stark gewütet. Immerhin nicht mit so schwerwiegenden Folgen wie sonst im Bundesgebiet.

Niklas in Zahlen: Die Stuttgarter Polizei meldete bis zum Nachmittag über 110 Einsätze. Mindestens neun beschädigte Autos durch fliegende Zäune und umgestürzte Bäume. Der Schaden: Mehrere Zehntausend Euro. In Böblingen gab es in 70 Einsätze, im Kreis Ludwigsburg 95 Alarme für die Polizei. Dutzende Einsätze auch in den Kreisen Esslingen und Rems-Murr, man kommt gar nicht mehr zum Zählen.

Niklas und die Opfer: Vier Bauarbeiter versuchen in der Schozacher Straße in Zuffenhausen eine frisch gemauerte Kalksteinwand zu sichern. Eine Böe lässt ein Mauerteil umstürzen, reißt einen 22-jährigen Bauarbeiter mit sich. Das Mauerwerk zerschellt neben ihm, er kommt leicht verletzt davon. In Leonberg (Kreis Böblingen) wird eine ältere Passantin von einer Böe umgeworfen und verletzt. In Rheinland-Pfalz und in Sachsen-Anhalt enden solche Unfälle nicht so glimpflich: Dort werden zwei Männer in einem Auto von einem Baum erschlagen, ein weiterer kommt unter einer umstürzenden Mauer zu Tode.

Niklas gegen die Bahn: Fernreisende und S-Bahn-Pendler werden ins Chaos gestürzt. Es kommt zu Ausfällen und Verspätungen. Am Stuttgarter Hauptbahnhof wird beim ICE nach Essen 500 Minuten Verspätung angezeigt, über acht Stunden. „Witterungsbedingte Störung“ – das Wort des Tages. Der S-Bahn-Verkehr wird ebenfalls nicht verschont.

Gegen 13 Uhr sind die Linien S 1, S 2 und S 3 blockiert, weil zwischen Vaihingen und Österfeld ein Baum auf die Gleise stürzt. Um 14.25 Uhr verfängt sich ein Ballon in den der Oberleitung zwischen Esslingen und Plochingen, die S 1 und Regionalzüge fallen aus. Um 14.30 Uhr trifft es die S 1 bei Böblingen, als sich eine Fahne in der Oberleitung verheddert. In Bayern wird der Fernverkehr am Nachmittag eingestellt, in München die Gleishalle aus Sicherheitsgründen gesperrt.

Niklas und die Bäume: Besonders viel Glück haben die Anwohner in der Kießstraße in Stuttgart-Sonnenberg. Ein Baum kippt aus einem Garten quer über die Straße. Ein geparkter BMW wird getroffen, zum Glück ist kein Passant oder Anwohner in der Nähe. In der Jungnauer Straße in Möhringen kippt ein Baum gegen eine Hausfassade. Im Rems-Murr-Kreis ist es ebenfalls gefährlich: „Spaziergänger mussten aus den Waldgebieten geholt werden, weil sie sich der Gefahr nicht bewusst waren“, sagt ein Polizeisprecher.

Niklas fliegt nicht: Am Stuttgarter Flughafen werden Flieger nach Frankfurt und Amsterdam annulliert, ansonsten gibt es Verspätungen. Fernab der Startbahn werden leere Frachtcontainer gesichert, die über einen Abstellplatz geblasen werden.

Niklas und das Glück: Von einer Böe getroffen wird ein Sattelzug, der um 12.10 Uhr auf der B 10 bei Vaihingen/Enz (Kreis Ludwigsburg) schleudert und umstürzt. Der Auflieger blockiert alle vier Fahrstreifen, die Zugmaschine ragt in die Höhe. Ein spektakulärer Unfall – der Fahrer bleibt unverletzt.