An Projekten in der Medizintechnik arbeiten die Studierenden am Göppinger Hochschulstandort bereits. Nun soll der Transfer in die Produktion gelingen. Foto: KD Busch/Hochschule

Mechatronik und Elektrotechnik sind in der Automobilbranche gefragt, aber nicht nur dort. Die Hochschule Esslingen gründet an ihrem Göppinger Standort ein neues Institut, um den Bereich der Medizintechnik zu stärken.

Göppingen - Die Angst geht um und sie hat einen Namen: Elektromobilität. Viele Unternehmen im Kreis Göppingen sowie in der gesamten Region Stuttgart sind von der Automobilindustrie abhängig. Doch wenn zunehmend Elektroautos produziert werden, könnten in diesem Industriezweig Arbeitsplätze wegfallen. Die Medizintechnik ist hingegen ein stetig wachsender Markt, auf den einige der Automobilzulieferer in den nächsten Jahren als zweites Standbein setzen dürften.

Die Hochschule Esslingen gründet daher in diesen Tagen, angedockt an ihren Göppinger Standort, ein Institut für Technik in Gesundheit und Pflege. Die erklärten Ziele sind es, die heimische Wirtschaft zu stärken und einen neuen Schwerpunkt in der Lehre zu setzen. Als Unterstützer hat sich die Hochschule die Adolf-Leuze-Stiftung aus Owen mit ins Boot geholt. Sie finanziert das Institut mit 195 000 Euro, zunächst für die kommenden drei Jahre.

„Der Hintergrund der Institutsgründung waren zahlreiche Ideen, die während studentischer Projekte am Christophsbad, an der Wilhelmshilfe oder in der Klinik am Eichert gesammelt wurden“, erklärt Rainer Würslin, der Dekan der in Göppingen angesiedelten Fakultät Mechatronik und Elektrotechnik. Es gebe mehr als einhundert Vorschläge, die aber alle noch nicht über das Ideenstadium hinausgekommen seien. Einige Geräte wie eine Strumpfanziehhilfe, ein Trainingsgerät für Menschen mit Gleichgewichtsstörungen, oder ein Notfallbeatmungsgerät seien zwar bereits entwickelt worden, berichtet der Professor. Doch viele gute Ideen seien oft nicht umgesetzt worden, weil die Projekte nach wenigen Monaten beendet werden mussten.

Der Weg von der Idee bis zur Serienproduktion ist weit

Die Studierenden haben also offensichtlich nicht genügend Zeit, eine Idee bis zur Serienreife eines Produkts in einer Firma zu begleiten. An dieser Stelle soll das neue Institut für mehr Kontinuität sorgen. Durch dessen Gründung erhofft sich die Hochschule, dass die vielen guten Ansätze im Bereich der Medizintechnik über einen längeren Zeitraum hinweg verfolgt werden können. Denn der Weg von der Idee über einen Prototyp bis hin zur Serienproduktion ist weit. Und spätestens bei der Serienproduktion ist die Hochschule wieder auf Partner aus der Industrie angewiesen. Der Weg der Studenten, die mit ihren Konzepten in die Firmen drängen, soll dabei keine Einbahnstraße sein. Umgekehrt bestünde auch die Möglichkeit, dass Unternehmen auf das neue Institut zugehen, um sie auf die Entwicklung möglicher neuer Produkte in der Medizintechnik im Rahmen eines Forschungsprojektes hinzuweisen.

Ein Institutsleiter wurde bereits eingestellt. Joachim Hiller arbeitet seit dem 1. Februar auf dem Göppinger Hochschulcampus. Zuvor war Hiller viele Jahre an der Klinik am Eichert für die Medizintechnik zuständig. Er ist sich sicher, dass der Medizintechnik-Markt ein wachsendes und lohnendes Geschäftsfeld ist. „Wir wollen die heimische Industrie ermutigen, in diesen Bereich einzusteigen“, sagt er. Dank seiner Arbeit im Eichert verfüge er über viele Kontakte zu Unternehmen, die er gerne einbringen wolle. In den kommenden Jahren soll der Personalstamm des Instituts kräftig wachsen. Derzeit würden fleißig Anträge für Forschungsprojekte geschrieben, die eine Finanzierung weiterer Stellen erforderlich machten, ergänzt Hiller.

Mit „Smart Factory“ zum Master of Engineering

„Smart Factory“, also intelligente Produktion, so heißt der neue Masterstudiengang, der vom Sommersemester 2018 an am Göppinger Hochschulstandort angeboten wird. Rund 35 Studenten haben dann über drei Semester hinweg die Möglichkeit, nach einem Bachelorabschluss in Bereichen wie Elektrotechnik, Mechatronik oder Wirtschaftsingenieurwesen weiterzustudieren. Der neue Studiengang wird von der Fakultät für Wirtschaftsingenieurwesen sowie von der Fakultät für Mechatronik und Elektrotechnik gemeinsam angeboten und führt bei einem erfolgreichen Abschluss zum Master of Engineering.

Wer sich speziell über die Angebote der Hochschule Esslingen auf dem Campus in Göppingen informieren möchte, hat dazu bei einem Tag der offenen Tür am 13. Mai, von 10 bis 15 Uhr eine gute Gelegenheit. An jenem Samstag werden die Labors und die Institute der Hochschule in der Robert-Bosch-Straße für Besucher geöffnet. Zudem findet eine Studienberatung statt. Der Tag der offenen Tür ist eingebettet in ein Quartiersfest, an dem auch etliche Firmen aus der Umgebung des Hochschulstandortes teilnehmen.