Die Schauspieler von "Die Schlichtung" mit Sebastian Schäfer als DB-Vorstandsmitglied Volker Kefer (li.) und Boris Rosenberger als Tübingens OB Boris Palmer (2. von rechts) Foto: Aldinger

Großes überregionales Medieninteresse an der Premiere des Musicals "Die Schlichtung".

Stuttgart - Die großen Medien wie "Spiegel" und "Zeit" kommen oder waren schon da, Fernsehsender und Agenturen wie Reuters haben sich beim Studio Theater angekündigt. Der Grund: Zum 30-Jahr-Jubiläum belohnt sich die kleine Bühne in der Hohenheimer Straße mit dem Musical "Die Schlichtung".

"Hier werden Frau Gönner und Herr Palmer zur Ordnung gerufen, Herr Schuster und Herr Mappus erfahren schweigend, worum es eigentlich geht, und Herr Stocker wendet sich lieber an seinen Sitznachbarn als an die Kamera"- die Ankündigung des Studio Theaters klingt vollmundig, deren künstlerischer Leiter Christof Küster sieht diese "Low-Budget-Produktion als unseren Beitrag zur Befriedung der Stadt". Die Premiere am Donnerstag ist schon lange ausverkauft, ebenso die kurzfristig anberaumte Vorpremiere am Mittwoch.

Ganz anders waren die Anfänge: "Diözesanspielschar" ist so ein Begriff, den man heute kaum mit dem Studio Theater in Verbindung bringt. Und doch war dieser lange prägend für diese Einrichtung, denn das Studio Theater lebte lange von der Unterstützung der Katholischen Kirche.

Dieses Kapitel geht freilich weit hinaus über das 30-Jahr-Jubiläum, denn die Wurzeln des Studio Theaters reichen zurück bis ins Jahr 1927 in den verschiedensten Erscheinungsformen und an verschiedenen Spielstätten. Mit dem anstehenden Jubiläum wird an jene Anfänge erinnert, die 1981 Norbert Laubacher, der erstmals einen regelmäßigen Spielbetrieb einführte, mit der Übernahme des Hauses einleitete.

"Das Studio Theater sollte allen gehören: den Schauspielern, den Technikern, den Bühnenbildnern, den Kassierern. Es soll offen sein für die Kreativität eines jeden", erinnert Laubacher an seine Anfangsjahre: "Das war als semiprofessionelle Bühne angedacht, hat sich aber ins Professionelle entwickelt." Laubacher kennt die Zeiten davor: "Da war es ein religiöses Tourneetheater, das viel Beachtung fand. Es wurde etwa einmal zu einem Festival nach Monaco eingeladen."

Studio Theater als Talentschmiede

Endgültig zurückgezogen hat sich die Kirche Anfang der 1990er Jahre, wobei Laubacher hinzufügt: "Die Kirche hat sich nie eingemischt, sie wollte aber nicht mehr als Theaterbetreiber dastehen. Für uns war das mit der Kirche praktisch, denn mit ihr im Hintergrund hatten wir eine bessere Position in Gesprächen mit Geldgebern. Inhaltlich haben wir den religiösen Akzent durch die soziale Kompetenz modernisiert." Die gespielten Autoren der religiös geprägten Zeit waren Claudel, Mauriac und Wilder, danach waren dies eher Arabal, Goldoni oder Tschechow.

Damals wie heute ist das Studio Theater eine Talentschmiede. Laubacher: "Wir haben vor allem mit Rollen bezahlt. Es kamen die Intendanten der damaligen Bühnen, die sich unsere Schauspieler angeschaut und dann engagiert haben."

Um Platz für Jüngere zu machen, hat Laubacher die Leitung an Karl Haeser weitergegeben. Seit drei Jahren leitet Christof Küster das Haus. Er will die jüngere Generation der Endzwanziger bis Anfangsvierziger interessieren und spielt deshalb deren Autoren wie Maria Kilpi, Ewald Palmetshofer, Philipp Löhle, David Greig oder Dietmar Wellershoff. Mit Letzterem gab er seinen Einstand. Hinzu kommt ein Klassiker pro Saison. Küster: "Ich will es als Off-Theater etablieren und ein einheitlicheres Erscheinungsbild schaffen. Die Qualitätsschwankungen der einzelnen Produktionen waren sehr stark in der Vergangenheit."

Küster will also das Profil schärfen und das Theater außerhalb der Stadt bekannter machen. Vor einigen Wochen gab es eine Gastspielreise ins rumänische Sibiu (Herrmannsstadt), jetzt bewirbt Küster das Theater für das Festival Politik im freien Theater, für dessen Austragungsort Dresden er mit dem "Strich mitten auf der Brücke" das passende Stück im Repertoire hat. Doch jetzt gilt es erst einmal, den Rummel um das Musical zu bewältigen.