Auch Fußgänger sind durch die Nutzung von Smartphones im Straßenverkehr gefährdet, sagt eine aktuelle Studie. (Symbolfoto) Foto: dpa

Laut einer aktuellen Studie aus Stuttgart ist die Smartphone-Generation „Kopf unten“ nicht nur am Steuer, sondern auch als Fußgänger eine Gefahr für den Straßenverkehr. Handlungsbedarf sieht die Polizei allerdings nicht.

Stuttgart - Blick aufs Handy und rasch noch rüber über die Straße: Rund jeder sechste Fußgänger ist laut einer Großstadt-Studie inzwischen vom Smartphone abgelenkt. Untersuchungen in sechs europäischen Hauptstädten zeigen, dass rund 17 Prozent der Fußgänger beim Überqueren der Straße auf unterschiedlichste Weise ein Handy nutzen, wie die Dekra Unfallforschung am Freitag in Stuttgart mitteilte. Natürlich sei das gefährlich, heißt es bei der Polizei. Ein Bußgeld drohe aber nicht - anders als bei der Handynutzung am Steuer oder auf dem Fahrrad.

Keine Ordnungswidrigkeit – keine Geldstrafe

Fast 14 000 Fußgänger wurden für die Studie beobachtet. Von denen, die mit den Gedanken wohl nicht auf der Straße, sondern am Handy waren, tippten die meisten Text ein, telefonierten - oder taten sogar beides gleichzeitig. Andere trugen Ohrstöpsel oder Kopfhörer, was darauf schließen lässt, dass sie vor allem Musik hörten - und nicht den Straßenverkehr. „Telefonieren, Musik hören, die Nutzung von Apps oder auch das Tippen von Textnachrichten sorgen im Straßenverkehr für riskante Ablenkung“, sagte Clemens Klinke vom Dekra-Vorstand.

Eine Ordnungswidrigkeit sei das Ganze noch nicht, berichtete Michael Schossig, ein Sprecher der Stuttgarter Polizei. Während Autofahrer mit einem Bußgeld von 60 Euro und einem Punkt in der Flensburger Verkehrssünderdatei rechnen müssen, wenn sie mit Handy am Ohr oder auch nur in der Hand unterwegs sind, werden Fußgänger nicht bestraft. Sündige Zweiradfahrer kommen mit 25 Euro davon.

Polizei sieht keinen Handlungsbedarf

Eine spezielle Statistik zu Unfällen, die durch abgelenkte Fußgänger verursacht wurden, gebe es in Stuttgart nicht. „Vermutlich ließe sich auch schlecht nachweisen, dass letztlich ein Smartphone schuld war“, sagte Schossig. Auch im Auto sei das Handy „schnell mal verschwunden“. Unterm Strich sehe er aktuell keinen Handlungsbedarf. Es gebe auch keine Order an Streifenbeamte, Fußgänger mahnend anzusprechen. Wenn die Polizisten jeden ansprechen würden, der sich nicht korrekt verhalte - „dann hätten wir viel zu tun“.

Jüngere Fußgänger der „Generation Kopf unten“ nutzten die Smartphones erwartungsgemäß häufiger als ältere. Mit über 22 Prozent war die intensivste Nutzung in der Altersgruppe zwischen 25 und 35 Jahren zu beobachten. Während weibliche Fußgänger schwerpunktmäßig Texte tippten, hörten Männern vor allem Musik.

Laut Dekra sind 22 Prozent aller Verkehrstoten in der EU Fußgänger. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wird jeder zehnte Todesfall auf deutschen Straßen durch falsches Verhalten von Fußgängern verursacht.