In Stuttgart gibt es kaum mehr günstige Mietwohnungen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Das Zentrum für Immobilienstudien in Freiburg hat die Wohnungsannoncen unter die Lupe genommen. Im Vergleich zu anderen Großstädten variiert der Mietpreis in Stuttgart kaum.

Stuttgart - Am Dienstag Meldungen über gestiegene Kaufpreise für Wohnungen und Häuser, heute die neueste Studie über hohe Mietpreise: Die aktuelle Nachrichtenlage unterstreicht, dass Wohnen immer mehr zu einer kostspieligen Angelegenheit wird. Das gilt für Stuttgart noch stärker als für die meisten anderen deutschen Großstädte. Mitarbeiter einer aktuellen Marktstudie des Zentrums für Immobilienstudien in Freiburg (Center for Real Estate Studies) kommen zum Schluss, dass es in der Landeshauptstadt kaum mehr günstige Mietwohnungen angeboten werden.

Das am Mittwoch vor Pressevertretern vorgestellte „Stuttgarter Mietwetter“ weist für das zweite Quartal 2016 ein durchschnittliches Preisniveau der Kaltmieten von 11,77 Euro pro Quadratmeter auf. Damit liegt Stuttgart um knapp einen Euro höher als beispielsweise Freiburg (10,97).

90 Prozent der Mietwohnungen erreicht

Marco Wölfle, Professor für Finanz- und Immobilienwirtschaft am Freiburger Zentrum, dem die Steinbeis-Hochschule und die Deutsche Immobilien-Akademie zuarbeiten, hat mit seinen Mitarbeitern systematisch die Angebotsmieten untersucht. Dazu gehört die Auswertung von Internetportalen (wie Immobilienscout24.de) und Printmedien. „Damit erreichen wir rund 90 Prozent der Mietwohnungen, die im freien Markt angeboten werden“, sagt Wölfle.

Für den Fachmann erstaunlich ist, dass es in der Landeshauptstadt offenbar kaum ein Gefälle der Mietpreise gibt. Wölfle: „In Stuttgart unterscheiden sich die Mieten deutlich weniger als in anderen Städten.“ Variiert beispielsweise in Berlin der Quadratmeterpreis erheblich zwischen 7 Euro in Rand- und 14 Euro in Toplagen, so übersteigt in Stuttgart die Spanne kaum drei Euro. Die höchsten Mieten bei Neuvermietungen fallen gemäß der Studie in Degerloch mit durchschnittlich 12,49 Euro und die günstigsten in Münster mit 9,48 Euro an. Die durchschnittliche Kaltmiete für eine 70-Quadratmeter-Wohnung variiert demnach zwischen 663 und 874 Euro. Oberhalb des Durchschnittswerts bewegen sich bei den Mietpreisen neben Degerloch noch Sillenbuch, Vaihingen, Zuffenhausen und die Innenstadtbezirke West, Ost und Nord.

In Münster gibt es ein hohes Angebot an Mietwohnungen

Unterhalb der 11,77 Euro werden in der Studie Bad Cannstatt, Birkach, Botnang, Feuerbach, Hedelfingen, Möhringen, Mühlhausen, Obertürkheim, Plieningen, Stammheim, Untertürkheim, Wangen Weilimdorf und die Innenstadtbezirke Mitte und Süd aufgelistet.

Von Wölfle wird Münster als „Geheimtipp“ für den Mietwohnungsmarkt bezeichnet. „Weil dort neben dem günstigsten Preis auch ein vergleichsweise hohes Angebot an Mietwohnungen besteht“, hebt der Immobilienfachmann den kleinen Stadtteil im Stuttgarter Norden hervor. Interessantes liefert die Studie auch mit der Aussage, dass in den Innenstadtbezirken verhältnismäßig mehr Wohnungen angeboten werden als in den äußeren Stadtteilen.

Dass die Mieten in den Ballungszentren tendenziell weiter steigen werden, hat für Marco Wölfle mit dem Überschuss an Nachfrage im Verhältnis zum bestehenden Angebot zu tun. Um den Bedarf zu befriedigen, müssten die Städte eine Neubauquote (diese vergleicht die Anzahl neu erstellter Wohneinheiten mit bereits bestehendem Bestand) von ein Prozent aufweisen. „Tatsächlich pendelt sie in Stuttgart und anderen größeren Städten seit über 20 Jahren bei ungefähr einem halben Prozent“, hat Wölfle errechnet. Die ohnehin angespannte Lage auf dem Immobilienmarkt würde durch die Folgen der Flüchtlingswelle zusätzliche Herausforderungen mitbringen.