Gemütliches Flanieren in der Stadtmitte.In Stuttgart geht es entspannt zu. Das sagt zumindest eine Studie. Foto: 7aktuell/Jens Pusch

Stuttgart ist der stressfreiste Ort unter 150 getesteten Städten auf der Welt. Hurra – endlich merkt es mal einer. Das ist Balsam auf die Seele des Stuttgarters. Aber warum wurde Karlsruhe nicht getestet?

Stuttgart - Feinstaubhölle, Stauhochburg, dazu muffige Menschen, die unzählige Tunnel unter die Stadt sprengen. Stuttgart – ein Drama zwischen Verkehrskollaps und Dauerschaffen. Ja von wegen. Stuttgart ist der stressfreiste Ort unter 150 getesteten Städten auf der Welt. Hurra – endlich merkt es mal einer. Jetzt ist es, nun ja, halbamtlich: Wir sind eine Oase gechillter Lebenskultur, und das soll sich die Welt jetzt bitte merken. CNN hat es jedenfalls via Internet schon über den Globus gejagt.

Das Ergebnis ist für Stuttgart super

Dass Stuttgart in puncto Lebensqualität vor Kabul, Lagos oder Phnom Phen durchs Ziel geht – okay, das war bei aller schwäbischer Bescheidenheit erwartbar. Aber auch zum Beispiel vor Sydney (Rang 8) oder Nizza (14), das macht dann schon stolz. Und jetzt kommt’s – Stuttgart liegt klar vor den berufsentspannten Maßkrugstemmern Südost. München schafft es nur auf Platz fünf. Ach, ist das schön. Leider wurde Karlsruhe nicht getestet, aber man kann ja nicht alles haben. Nun gut, vielleicht ein paar Worte zur Methodik der Studie. Diese wurde von einem Berliner Digital-Start-up beauftragt. Zipjet ist ein Reinigungs- und Lieferservice, der seinen Kunden den Stress mit der Wäsche abnimmt. Die Zipjetter haben nun Daten sammeln lassen über ganz viele Dinge wie Bevölkerungsdichte, Luftverschmutzung, Nahverkehr, Kaufkraft, Gesundheit und einiges mehr. Die Daten hat man dann mit Zahlenwerten gewichtet und ein Ranking gebastelt. Das Ergebnis ist für Stuttgart super, die Methodik dahinter, sagen wir mal so, fragwürdig. So sehen es zumindest Experten für empirische Sozialforschung an der Uni. Viel Arbeit und eine „nette Spielerei“ sei die Studie aber schon – ein wissenschaftlicher Anspruch aber zumindest bei der bekannten Methodik nicht erkennbar.

Aber wir freuen uns natürlich trotzdem granatenmäßig. Nummer 1 ist Nummer 1 und Balsam für viele, nachdem der VfB ja auch schon wieder rumschwächelt. Eines hätte aber schon noch interessiert – bei der Studie hat man zum Beispiel beim Punkt Verkehrsbelastung Daten des Navigationssystems Tom-Tom ausgewertet. Gesprochen hat man aber mit keinem. Morgens um sieben Uhr vor dem Heslacher Tunnel ein paar Pendler nach Stress gefragt – das wäre dann eher in den Bereich von Lagos oder Phnom Phen gegangen. Mindestens.