Céline Haumesser, Andreas Schaible und Filou: Wenn die Studenten das Fernweh packt, versorgt die Familie den Hund. Foto: Maike Woydt

Bald beginnt das Sommersemester – und viele Studenten suchen nach einer Bleibe. In loser Folge berichten wir aus diesem Anlass, wie Studierende wohnen. Diesmal ein Paar aus Sillenbuch, das sich in Australien kennengelernt hat.

Sillenbuch - Der Student Andreas Schaible hat seine Mitbewohnerin am anderen Ende der Welt gefunden. Und nicht nur die. Er teilt mit Céline Haumesser nämlich nicht nur den Tisch, sondern auch das Bett. Die beiden sind sich in Australien begegnet, sie haben sich verliebt und leben seit Mai 2014 in einer Zweier-WG in einem Haus an der Corneliusstraße in Sillenbuch. Das heißt, die Geschichte ihrer Wohngemeinschaft ist immer auch die Geschichte einer besonderen Reise.

„Nach dem Abi wollte ich einfach mal weg aus Deutschland. Was anderes sehen und eine andere Kultur erleben“, sagt Andreas Schaible. Ihm sei wichtig gewesen, in ein englischsprachiges Land zu reisen – der Übung wegen. Los ging es im Herbst 2012. Er wollte nicht nur reisen, sondern auch arbeiten. Und wo ließe sich das besser verbinden als in einem Zirkus? So zog er die ersten der insgesamt elf Monate mit einem solchen herum. „Ich habe mich von der Putzkraft zum Zirkusclown hochgearbeitet“, erzählt der 22-Jährige. Anfangs habe er geholfen, das Zelt auf- und abzubauen, er habe die Manege geputzt und den Darstellern bei der Vorstellung assistiert. Als dann der Clown den Zirkus verließ, wurde ein Nachfolger gesucht – und der Zirkusdirektor habe sofort an ihn gedacht. Gemeinsam mit dem Sohn des Direktors sei er fortan als Cowboy-Clown aufgetreten.

Im Januar 2013 trafen sie sich das erste Mal

Was er erlebte, hat Andreas Schaible in einen Blog – ein Online-Tagebuch – geschrieben. Was er da noch nicht wusste: Céline Haumesser, die sich ebenfalls eine Auszeit in Australien genommen hatte, war eine treue Leserin. Irgendwann kontaktierte sie ihn, und er antwortete. Beide hielten sich damals in der Gegend um Melbourne an der Südostküste des Landes auf. Im Januar 2013 trafen sie sich das erste Mal, so nahm die Liebesgeschichte ihren Lauf. „Wir haben uns sofort gut verstanden“, erzählt Céline Haumesser.

Im März 2013 trafen sich die beiden wieder und kauften sich einen Kleintransporter, den sie liebevoll Juri tauften und der nun ihr Fortbewegungsmittel und Schlafplatz war. Fünf Monate lang war Juri ihr gemeinsames Zuhause. „Wenn man zusammen auf so engem Raum unterwegs ist, dann lernt man bald alle Macken des anderen kennen“, sagt Céline Haumesser.

Diese Macken haben sie nicht abgeschreckt. Denn heute wohnt das Paar in einer Wohnung in Sillenbuch. „Das Haus gehört meinen Großeltern“, erzählt die 21-Jährige. Nachdem klar war, dass ihre Beziehung etwas Ernstes ist, hatte sich Andreas Schaible an der Uni Hohenheim für Wirtschaftswissenschaften beworben und wurde genommen. Ein Semester lang wohnten die beiden in Céline Haumessers altem Zimmer in Ostfildern. Doch das war keine Dauerlösung.

Die 21-Jährige hat nach ihrer Rückkehr aus Australien begonnen, an der Dualen Hochschule in Ravensburg Hotelerie und Gastronomie zu studieren. Doch sie blieb nur ein Semester. „Ich hatte Heimweh nach meinem Zimmer“, sagt sie. Zuletzt konnte Haumesser ihrem Studiengang nur noch wenig Positives abgewinnen, also fing sie ebenfalls mit Wirtschaftswissenschaften an der Uni Hohenheim an.

Sie hat schon als Kind dort gewohnt

Da kam die Möglichkeit, in die helle Dachgeschosswohnung im Haus ihrer Großeltern zu ziehen, wie gerufen. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten war es so weit. „Hier waren noch die Tapeten von vor 30 Jahren an den Wänden“, sagt Andreas Schaible. „Mein Vater hat hier damals renoviert und durfte die Tapeten runterreißen, die er damals hingeklebt hatte“, erzählt Céline Haumesser, die in dieser Wohnung schon als Kind gelebt hat.

Inzwischen hat das WG-Paar einen weiteren Mitbewohner – einen ebenfalls weit gereisten: Der Labrador-Ratero-Mischling Filou kommt von der Baleareninsel Mallorca. Ursprünglich hatte Céline Haumesser den neun Monate alten Rüden nur zur Pflege aufgenommen. Ein Haustier ist nichts bei Reisefieber. Doch ihre Familie hat den Mischling ins Herz geschlossen und hilft entsprechend mit, wenn es Céline Haumesser und Andreas Schaible in die Ferne zieht. Die nächste Reise ist zwar noch nicht gebucht, aber sie soll nach London gehen.