Ladesäulen bei einem Freizeitpark in Mecklenburg-Vorpommern. Foto: dpa-Zentralbild

Die Landesregierung legt sich mächtig ins Zeug, um ein flächendeckendes Netz von öffentlichen Ladesäulen zu erreichen. Das reicht nicht, meint die CDU und fordert, auch private Ladestationen zu fördern.

Stuttgart - Das lückenhafte Netz von Ladestationen ist nach Ansicht der Landtags-CDU eine der größten Hürden, die Autofahrer vom Kauf eines Elektrofahrzeugs abhalten. Zwar rangiere Baden-Württemberg mit derzeit etwa 1100 öffentlich zugänglichen Ladesäulen auf Platz zwei hinter Nordrhein-Westfalen, argumentiert der Energiepolitiker Paul Nemeth und verweist auf das dichte Netz vor allem in der Landeshauptstadt Stuttgart: „Doch das reicht noch lange nicht.“ Sein Plan: Das Land soll nicht nur den Ausbau öffentlicher Ladestationen fördern, sondern auch Privatleute animieren, etwa in ihren Mehrfamilienhäusern öffentlich nutzbare Ladestationen zu bauen.

Private ladestationen unterstützen

Im Grünen-geführten Verkehrsministerium ist man nicht grundsätzlich abgeneigt. Schließlich hat die Koalition auf Landesebene eine „Initiative Elektromobilität 3“ vereinbart, das ab 2017 unter anderem ein Investitionsprogramm für die Ladeinfrastruktur vorsieht. Rein private Ladesäulen, die lediglich einem engen Nutzerkreis dienen, soll zwar auch künftig von der Förderung ausgeschlossen sein, teilte Verkehrsminister Winfried Hermann jüngst der Landtags-CDU mit. Er sichert aber immerhin eine Prüfung des Vorschlags zu, die Anschaffung von privaten, aber öffentlich nutzbaren Ladestationen für Elektrofahrzeuge mit einem einmaligen Betrag zu unterstützen. „Vor allem in Tiefgaragen von Firmen und Hotels oder in Mehrfamilienhäusern würde sich das anbieten“, sagt Nemeth.

Strom vom Dach

Der CDU-Abgeordnete stellt sich das so vor: In einer gemeinschaftlichen Tiefgarage wird ein Ladepunkt installiert, der für alle Bewohner zugänglich ist und das Laden mehrerer Fahrzeuge zulässt – kostenlos oder gegen eine Spende, solange noch keine Abrechnungstechnik zur Verfügung steht. Am besten werde eine solche Anlage gespeist von einer Photovoltaikanlage auf dem Dach: „Das wäre ein wichtiger Schritt zur intelligenten Stromgewinnung und -nutzung.“

Doch das scheitert schon an rechtlichen Grundlagen: „ Wohnungseigentümer, die eine Ladestation im Haus installieren wollen, bedürfen der Zustimmung aller anderen Wohnungseigentümer“, gibt Nemeth zu bedenken. Wenn sich nur einer quer stelle, sei das Projekt gestorben.

Bayern und Sachsen hätten deshalb eine Bundesratsinitiative eingeleitet mit dem Ziel, die rechtlichen Grundlagen so zu ändern, dass der Bau von Ladestationen leichter möglich wird. „Ohne Ladestationen keine Elektroautos – und umgekehrt“, beschreibt Nemeth das Problem.

Baden-Württemberg ist Pionierregion

Dabei hat sich Baden-Württemberg in den letzten vier Jahren durchaus zu einer Pionierregion für nachhaltige Mobilität entwickelt. Bereits seit 2012 fördert das Land den Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur. Von den 5600 Ladepunkten an 2500 öffentlich zugänglichen Ladesäulen, die nach einer Erhebung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft Mitte 2015 bestanden, befinden sich 1097 in Baden-Württemberg. Außerdem gibt es noch mehr als 100 öffentlich zugängliche Schnellladesäulen. Ein verbindliches Verzeichnis privater Ladepunkte gibt es bisher jedoch nicht.

Insgesamt 10 000 Ladesäulen will der Bund in den nächsten Jahren schaffen und hat dafür 300 Millionen Euro vorgesehen. Das Land will dieses Programm Anfang 2017 mit einer eigenen Initiative ergänzen: „Über die gesamte laufende Legislaturperiode sollen hierbei nach Maßgabe der jeweiligen Staatshaushaltspläne bis zu 40 Millionen Euro durch das Land bereit gestellt werden“, teilt der Verkehrminister der CDU mit. Das Ziel sind 2000 Ladepunkte im Land. So wäre nach Ansicht Hermanns eine flächendeckende und bedarfsgerechte Infrastruktur vorhanden.

Dass sich zusätzlich auch Privatleute solche Ladepunkte schaffen und sie der Öffentlichkeit nutzbar machen, hält auch Lars Walch für hilfreich, der Leiter E-Mobilität der EnBW: „Das kann schon Sinn machen, wenn der Bund alle öffentlich erreichbaren Ladestationen fördert und das Land seine Förderung auf die halb öffentliche Infrastruktur ausrichtet“, sagte er unserer Zeitung. Die EnBW errichtet und betreibt zurzeit ein Netz von Ladesäulen im Zusammenhang mit dem Carsharingprojekt e-car2go.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.e-auto-ladestationen-stuttgart-bundesweit- auf-platz-1.fd91a7e4-ba3d-4613-b24b-214acabd4ecf.html www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.deutschland-spiegel-eu-will-e-auto- ladestationen-in-neubauten.7c155b01-d5e2-4dc8-8d81-a7d5c08a99a2.html