Die Neckarschleuse in Bad Cannstatt. Quelle: Unbekannt

Die Schleusen am Neckar werden für 20 Millionen Euro auf 200 Kilometer neu verkabelt.

Stuttgart - Der Neckar wird zurzeit neu verkabelt. 200 Kilometer Glasfaserleitungen verbinden künftig die Zentrale mit den Staustufen und Schleusen. Auch die Technik in den Wehren muss erneuert werden.

Insgesamt 27 Staustufen regeln den Schiffsverkehr auf dem Neckar zwischen Plochingen und Mannheim. Bislang steuern die Schleusenwärter ihre Schleusen und Einfahrsignale über ein einziges Kupferkabel, das mit Papier isoliert ist. Zudem regelt die Neckar-AG, ein Tochterunternehmen der EnBW, die Wehrtore der Staustufen und damit den Betrieb der jeweiligen Flusskraftwerke. Auch Telefongespräche führen die Wärter bislang über das 40 Millimeter dicke Kabel.

"Nach mehr als 50 Jahren Betrieb hat es nun sein technisches Lebensende erreicht und muss ausgetauscht werden", sagt Bernd Kretschmer vom Wasser- und Schifffahrtsamt Stuttgart (WSA). Künftig wollen WSA und Neckar-AG ihre Anlagen digital über Glasfaserleitungen fernsteuern. Seit November arbeiten fünf Firmen in sechs Baulosen daran, fünf Leerrohre aus Kunststoff entlang des Neckars zu verlegen.

20 Millionen Euro Kosten

Nicht immer kommt dabei der Bagger zum Einsatz. "Über bebauten Flächen, wie etwa auf Dammwegen oder in ökologisch sensiblen Naturräumen, werden die Rohre unterirdisch mit Hilfe eines horizontalen Bohrverfahrens in einem Meter Tiefe verlegt", sagt Kretschmer. Das Verfahren wird auch auf weiten Strecken am Stuttgarter Flussufer, etwa am Cannstatter Seilerwasen oder beim Max-Eyth-See, angewandt. Weil der Bohrvortrieb über Gruben in hundert Meter Abstand erfolgt, muss zeitweilig der Dammweg gesperrt werden.

Bis Ende April sollen die Rohre auf der 200 Kilometer langen Strecke zwischen der ersten Schleusen-Fernsteuerzentrale am Wehr Obertürkheim und der letzten Staustufe in Mannheim komplett verlegt sein. Danach pressen Spezialfirmen mit Hilfe von Luftdruck jeweils ein Glasfaserkabel durch zwei leere Rohre. WSA und Neckar-AG steuern ihre Anlagen künftig über getrennte Leitungen. Die restlichen Leerrohre verbleiben als Reserven im Boden. Druckleistung und Faserstabilität erlauben es, die Glasfaserkabel über Leitungsschächte im Abstand von zwei Kilometern zu verlegen.

Nicht nur die Leitung ist in die Jahre gekommen. Mit dem Ersatz des alten Kupferkabels muss auch die Steuerungstechnik in Wehren und Schleusen erneuert werden. Denn nur moderne Anlagen können die digitalen Daten und Signale für Stauhöhe, Wasserkraftnutzung und Schifffahrtsbetrieb verarbeiten. Auch deshalb summieren sich die Investitionskosten: 20 Millionen Euro wird die Runderneuerung kosten. Auszahlen soll sich die Maßnahme durch höhere Betriebssicherheit der Staustufen und einen optimierten Hochwasserschutz am Neckar.