Die S-21-Gegner haben ihre eigenen Schlüsse aus dem von der Bahn vorgelegten Fahrplan gezogen.

Stresstest - Der Stresstest der Bahn zur Leistungsfähigkeit von Stuttgart 21 samt Testat der Schweizer Firma sma soll am 21.Juli abgeschlossen sein. Die Stuttgart-21-Gegner haben am Montag ihre eigenen Schlüsse aus dem von der Bahn vorgelegten Fahrplan mit 49 Zügen gezogen. Sie vergleichen den achtgleisigen Durchgangsbahnhof mit großen Bahnhöfen in der Republik.

"Der neue Tiefbahnhof in Stuttgart funktioniert nur auf dem Papier", sagt Christoph Engelhardt. Der 45-jährige Programmierer zählt wie Klaus Wößner und Professor Wolfgang Hesse zu einer Gruppe von Ingenieuren, die sich gegen den Neubau einsetzen. Die Bahn belege die Gleise in Stuttgart zur Spitzenstunde gleich 13 mal mit zwei Zügen gleichzeitig. Außerdem kürze sie die Haltezeiten teils extrem. Neun Züge stoppten für weniger als drei Minuten, einer sogar nur für 66 Sekunden.

Diese Werte seien "ein Zeichen höchsten Stresses", sagte Engelhardt bei einer Pressekonferenz im Bahnhofsturm. Er hat die aktuelle Leistung bestehender Bahnhöfe mit der von Stuttgart 21 verglichen. Keiner schaffe pro Bahnsteiggleis mehr als vier Züge pro Stunde. S 21 aber solle mindestens sechs abfertigen können. In der Schlichtung unter Heiner Geißler sei sogar von insgesamt 60, also zehn pro Gleis, die Rede gewesen. "Das ist eine exorbitante Zahl und ein Beispiel für absoluten Realitätsverlust", so Engelhardt. Er mahnt das in der Schlichtung zugesagte Notfallkonzept und das für die Übernahme von S-Bahn-Zügen in den Tiefbahnhof an. "Ein einzige Gleis- oder Weichenstörung würde im Tiefbahnhof zum Kollaps führen", glaubt Engelhardt.

"Wir bauen den leistungsfähigsten Bahnknoten Deutschlands"

Für den Mathematik-Professor Wolfgang Hesse bringt Stuttgart 21 "eine eklatante Verschlechterung von Anschlüssen". Im Test-Fahrplan setze die Bahn gegenüber heute die doppelte Zahl von ICE von Mannheim nach Ulm ein, um die Wartezeiten für die Reisenden erträglich zu halten. Ein integraler Taktfahrplan, der gute Anschlüsse in kurzer Zeit sichere, und für den sich die Landesregerung einsetze, sei in dem Neubau nicht möglich, so Hesse.

Der Stresstest sei zwar Ergebnis der Schlichtung, von der Bahn aber in ihrer internen Betrieblichen Aufgabenstellung bereits 2001 als "zwingend notwendig" erachtet worden, sagt Klaus Wößner. Er fordert einen Vergleich der Leistungsfähigkeit von Stuttgart 21 mit der des Kopfbahnhofes. Dort seien 50 Züge pro Stunde möglich, behauptet er. Kopf- wie Durchgangsbahnhof litten beide unter knappen Zulaufstrecken, der Tiefbahnhof aber noch zusätzlich unter der geringen Gleiszahl.

Das Stuttgart-21-Sprecherbüro der Bahn widersprach am Montag den Behauptungen. "Wir bauen den leistungsfähigsten Bahnknoten Deutschlands, der unter nahezu idealen Bedingungen betrieben werden kann", sagt Sprecher Wolfgang Dietrich. Solange die Haltezeiten nicht wesentlich über zwei bis drei Minuten verlängert würden, gelinge "der Einklang von Infrastruktur, Fahrzeugen und Technologie". Dietrich appelliert, das Ergebnis des Stresstest abzuwarten.