Die Naturfreunde hatten auf ein ein Urteil gehofft. Nun wurde die Verhandlung doch wiedereröffnet. Foto: Katharina Kraft

Es hieß, das Gericht treffe nach dem gescheiterten Vergleichsversuch eine Entscheidung. Spekuliert wurde auf ein Urteil. Doch nun hat der Senat die Verhandlung nach fast neun Jahren Rechtsstreit erneut eröffnet. Bei den Naturfreunden liegen die Nerven blank.

Degerloch - Der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Mannheim hat die mündliche Verhandlung im Prozess zwischen den Naturfreunden und einem Anwohner wieder eröffnet. Wie berichtet, schwelt seit nunmehr fast neun Jahren ein Streit zwischen einem Nachbarn und den Naturfreunden wegen Lärmbelästigung bei privaten Feiern im Vereinsheim.

Nach der letzten Verhandlung hatte der Richter am VGH auf einen Vergleich gepocht. Der ist nach einem Gespräch zwischen Naturfreunden und Anwohner aber gescheitert. Die Naturfreunde werfen dem Nachbarn maßlose Forderungen vor, der Anwalt des Klägers hält den Verein für nicht kompromissbereit. Auf ein Mediationsverfahren wollten sich die Naturfreunde nach dem gescheiterten Vergleich nicht einlassen. Sie hofften auf ein Urteil.

Gutachter muss nun mögliche Lärmwerte ermitteln

Dass der VGH beschlossen hat, noch kein Urteil zu fällen, sei üblich, sagt der Gerichtssprecher Karsten Harms. Und zwar dann, „wenn das Gericht nach mündlicher Verhandlung kein abschließendes Urteil fällen kann, etwa weil der entscheidungserhebliche Sachverhalt weiter aufzuklären ist“. In diesem Fall ist das die tatsächliche Lärmemission bei Feiern. Ein Gutachter muss diese möglichen Lärmwerte, wie sie in der Vergangenheit hätten entstehen können, nun ermitteln.

Eigentliche Beklagte im Prozess ist die Stadt Stuttgart. Denn diese hatte im Jahr 2007 einen Antrag des Nachbarn abgelehnt; in dem hatte dieser gefordert, dass die Stadt gegen die Feiern im Naturfreundehaus einschreiten muss. „Wir haben es damals so eingeschätzt und nie an der Bewertung gezweifelt“, sagt Kirsten Rickes, die Leiterin des Baurechtsamts. Die Gerichte klären seither, ob der Nachbar ein Recht auf das Einschreiten gehabt hätte.

Die Verteidigungshaltung leid

Udo Strauß, der Vorsitzende der Naturfreunde, ist überrascht über diese Entwicklung. Denn immer wieder sei in der Vergangenheit im Raum gestanden, dass die Stadt eine Lärmmessung vornimmt. Das sei aber nicht geschehen. Er wünsche sich nichts mehr als ein Ende, vor allem weil er es satthabe, ständig in die Verteidigungshaltung gehen zu müssen. Immer ginge es nur um die Probleme. Viel wichtiger sei doch, dass der Verein Gutes leistet und sozial und kulturell einen Stellenwert im Bezirk habe.