Bischof Frank Otfried July und Prälatin Gabriele Arnold in der Stiftskirche. Foto: Lichtgut/Volker Hoschek

In den Streit um die Homo-Ehe, den Prälatin Gabriele Arnold ausgelöst hatte, schaltet sich jetzt Bischof Frank Otfried July ein. Denn Prälatin Arnold hat unabgesprochen die Schirmherrschaft des Christopher Street Day übernommen.

Stuttgart - In den Streit um die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, den die Stuttgarter Prälatin Gabriele Arnold durch Aussagen in dieser Zeitung ausgelöst hatte, bringt sich nun auch Landesbischof Frank Otfried July ein. „Mir ist vollkommen bewusst, dass nach den Diskussionen der vergangenen Tage diese Informationen möglicherweise weitere Polarisierungen und Emotionalisierungen hervorrufen. Frau Prälatin Arnold bedauert, dass unbeabsichtigter Weise der Eindruck entstanden ist, dass sie den Entscheidungsprozessen der Landessynode zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat. Sie will zu dem Gelingen dieses Prozesses künftig beitragen“, sagt July in einem offenen Brief.

Die Stuttgarter Regionalbischöfin hatte angemahnt, dass die Kirche in dieser Angelegenheit eine Öffnung brauche, da sie sonst Schaden nehme. Bischof July, der mit Arnold in dieser Sache ein Gespräch hatte, dringt nun darauf, dass sich alle an die Absprachen halten und bis zum Studientag am 24. Juni in Bad Boll zu dieser Sache schweigen mögen. Denn in der Bad Boller Akademie wollen die unterschiedliche Lager eine Sprachregelung zur Homo-Ehe finden, die in der Landesynode im Herbst beschlossen werden könnte.

Bischof hofft auf Ruhe

Dies könnte ein frommer Wunsch des Bischofs bleiben. Denn nachdem konservative Kreise die Haltung und Meinungsäußerung von Gabriele Arnold verurteilten, springen ihr immer mehr Christen aus Solidarität zur Seite. Unter anderen die Landtagsabgeordnete der Grünen, Brigitte Lösch, die als Mitglied der Gruppierung Offene Kirche von „unglaublichen Anfeindungen gegenüber der Prälatin“ spricht. Lösch und die Offene Kirche „unterstützen die Position von Gabriele Arnold in jedem Punkt“. Erika Schlatter-Ernst, Vorsitzende der Offenen Kirche, fordert „eine offene und freie und öffentliche Diskussion über die Frage der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare“. Zudem sieht sie, „die Einheit der Kirche nicht darin gewahrt, dass ihre Mitglieder alle dieselben Glaubensüberzeugungen teilen müssen, sondern in der Erkenntnis, dass wir in Christus alle eins sind – so unterschiedlich wir leben, fühlen, denken, glauben. Dies erfordert eine Toleranz, die mehr als eine Meinung erträgt und sich über Vielfalt freut“.

Arnold pocht auf gegenseitige Toleranz

In diesem Sinne konnte man auch Teile der Predigt verstehen, die Gabriele Arnold am Pfingstsonntag in der Stiftskirche gehalten hatte. Darin sprach sie vom „Geist der Freiheit, der die Kirche am Leben hält und zu neuen Ufern führt“. Gleichzeitig beschwor sie die Einheit der Kirche. Trotz aller Dissonanzen gebe es keine Zweifel an der Einheit der Kirche. Arnold: „Wir alle gehören zusammen. Auch wenn es manchmal schwer ist auszuhalten, dass der andere anders ist.“

Für neuen Zündstoff dürfte jedoch die Tatsache sorgen, dass Prälatin Arnold die Schirmherrschaft über den Christopher-Street-Day (CSD) Stuttgart 2017 übernimmt. Die Veranstaltung wehrt sich gegen die Ausgrenzung homosexueller Menschen und tritt für gesellschaftliche Toleranz ein. „Frau Arnold wollte mit ihrer Zusage ein Zeichen geben, dass auch die Kirche gegen Diskriminierung auftritt“, erläutert Bischof July und macht in diesem Zusammenhang klar, dass es sich hierbei um eine private Angelegenheit von Gabriele Arnold handelt: „Prälatin Arnold hat diese Entscheidung im Vorfeld weder mit mir, noch mit dem Kollegium abgesprochen und übernimmt für diese sehr persönliche Entscheidung Verantwortung. Ich bin jetzt selbstverständlich mit ihr darüber im dienstlichen Gespräch.“

Indes empfindet es Gabriele Arnold als „große Ehre, die Schirmfrau des diesjährigen CSD Stuttgart sein zu dürfen“. Es sei eine besondere Auszeichnung, schreibt sie in ihrem Grußwort zum CSD: „Auch in der Kirche wurden Lesben, Schwule und Menschen mit geschlechtlicher Thematik ausgeschlossen oder verachtet. Viele lesbische Christinnen und schwule Christen mussten sich verstecken oder ihre Sexualität verleugnen. Nicht wenige haben deshalb die Kirche verlassen. Das tut mir sehr leid. Aber es tut sich etwas.“

Fortsetzung folgt.