Sorgt seit Jahren für Diskussionen: das achtjährige Gymnasium Foto: dpa

Die SPD-Fraktion hat ihren internen Streit um das neunjährige Gymnasium beigelegt. Bis zur Landtagswahl 2016 bleibt es bei 44 Versuchsschulen. Gut so, heißt es auch bei den Grünen.

Die SPD-Fraktion hat ihren internen Streit um das neunjährige Gymnasium beigelegt. Bis zur Landtagswahl 2016 bleibt es bei 44 Versuchsschulen. Gut so, heißt es auch bei den Grünen.

Stuttgart - Vor der Landtagswahl wird es keine weiteren neunjährigen Züge oder neunjährigen Gymnasien mehr geben, kündigte SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel nach der dreitägigen Fraktionsklausur am Freitag in Stuttgart an. Kultusminister Andreas Stoch habe bei der Diskussion der Abgeordneten in Schwäbisch Hall deutlich gemacht, dass eine zügige Ausweitung „aus technischen und organisatorischen Gründen“ bis dahin nicht mehr möglich sei. Die SPD wolle aber die Zeit nutzen und die jetzigen Modellversuche an 44 Gymnasien auswerten. Auch werde es eine Qualitätsoffensive für achtjährige Gymnasien geben, die immer noch Schwierigkeiten mit der verkürzten Gymnasialzeit hätten. Untersucht werden müsse auch, wie sich die Wiedereinführung von G-9-Zügen auf die gesamte Schullandschaft auswirke.

Vor zehn Tagen hatte Schmiedel im Interview mit unserer Zeitung angekündigt, dass noch in dieser Legislaturperiode die Zahl der Gymnasien mit G-9-Zügen auf bis zu 120 erhöht werden sollte, und dies unter anderem mit der großen Nachfrage der Eltern und der Rückkehr mehrerer anderer Bundesländer zur längeren Gymnasialzeit begründet. Sein Parteifreund, Kultusminister Andreas Stoch, hatte daraufhin erklärt, er werde in der Fraktion und der Partei dafür werben, das achtjährige Gymnasium beizubehalten. Auch die baden-württembergischen Arbeitgeber forderten, die Debatte um die Wiedereinführung von G 9 zu beenden – mit den neuen Gemeinschaftsschulen, den Realschulen und den beruflichen Gymnasien gebe es genug Angebote, um in neun Jahren zum Abitur zu kommen.

Die Grünen sind erleichtert über die Einigung. Das sei eigentlich ein Streit aus der Vergangenheit, sagte deren Fraktionsvize Uli Sckerl. Ziel müsse sein, das G 8 besser zu machen, etwa durch eine „Entrümpelung der Lehrpläne“.

Stoch bezeichnete die Entscheidung der Landesregierung, in den nächsten zwei Jahren deutlich weniger Stellen zu streichen als ursprünglich geplant, als „Befreiungsschlag“. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Finanzminister Nils Schmid hatten am Dienstag bekanntgegeben, dass 2015 keine, 2016 dann 400 Lehrerstellen wegfallen. Bisher standen für die nächsten zwei Jahre insgesamt 3570 Stellen auf der Streichliste.

Damit stünden genügend Ressourcen zur Verfügung, um die individuelle Förderung und Ganztagsschulen auszubauen und die Inklusion, den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen, voranzubringen. Mehr Unterstützung sollen auch die Realschulen erhalten. Mit den Lehrerverbänden werde beraten, wie sich diese angesichts der wachsenden Vielfalt am besten weiterentwickeln könnten, sagte Stoch. Durch den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung kommen viel mehr Schüler an die Realschule, denen die Grundschullehrer den Besuch der Haupt-/Werkrealschule empfohlen hatten. Dadurch ist der Anteil der Fünft- und Sechstklässler, die wiederholen müssen, deutlich erhöht.

Mit insgesamt 300 Millionen Euro will die Landesregierung den Sanierungsstau vor allem bei Straßen und Hochschulgebäuden abbauen. Dafür müssten keine neue neuen Schulden gemacht werden, die Mittel kämen aus Rücklagen, sagte Schmiedel. Die Ausgaben für Lehrerstellen werden teils durch Bundesmittel ausgeglichen. Weil dieser künftig allein die Bafög-Ausgaben bezahlt, stehen dem Land jährlich 120 Millionen Euro mehr zur Verfügung, die je zur Hälfte an Schulen und Hochschulen fließen. Das Land erwarte auch weitere Unterstützung aus Berlin für die Umsetzung der Inklusion, dem gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen, so Schmiedel.

FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke begrüßte, dass Grün-Rot weniger Stellen streicht. Die von Kretschmann verordnete Kürzung von 11 600 Stellen sei „eine Milchmädchenrechnung“ gewesen. Nötig sei „endlich eine fundierte Bedarfserhebung“.