Die Strohgäu-Bahn als zusätzliche Lärmquelle fürchtet man in Korntal. Foto: Archiv

Im Herbst beginnt westlich vom Korntaler Bahnhof der Bau der Werkstatthalle für die Strohgäubahn. Die Anwohner fürchten durch den Betrieb mehr Lärm. Auf einer Anhörung des Zweckverbandes ließen sie ihren Frust ab.

Korntal-Münchingen - Schnell ist es nicht mehr um Grenzwerte für Dezibel gegangen. Ebenfalls uninteressant war, welche Anwohner im Umkreis der neuen Werkstatthalle der Strohgäubahn, die von Herbst an westlich des Korntaler Bahnhofs entstehen soll, Schallschutzfenster bekommen. Es ging um den Lärm an sich – und wie man am besten gegen ihn kämpft.

„Sie haben es doch selbst gesagt, Herr Wolf“, wandte sich ein Anwohner an den Bürgermeister von Korntal-Münchingen, Joachim Wolf, „es wird bei uns in Korntal seit Jahren immer lauter.“ Eine ganzheitliche Lösung müsse her, um die lärmgeplagten Anwohner zu entlasten, bestätigte ein anderer. „Mit Schallschutzfenstern ist es nicht getan.“ Viel Frust luden die Anwohner des Korntaler Westens südlich und nördlich der Bahnstrecke Richtung Leonberg gestern im Korntaler Rathaus ab.

22 Anwohnerparteien haben Anrecht auf Schallschutz

Eingeladen hatte der Zweckverband Strohgäubahn zu einer Bürgeranhörung. Thema waren die Schallreflektionen, die durch die neue Halle entstehen werden. Dadurch, so ergaben Simulationen, werde der Schall Richtung Süden zurückgeworfen. Der Effekt: Der Lärmpegel steigt. An einigen Standorten übersteigt er auch die zulässigen Mittelwerte für Verkehrslärm – 60 Dezibel nachts und 70 Dezibel tagsüber. 22 Parteien, die südlich der Halle wohnen, haben nun ein Anrecht auf Schutzvorkehrungen. Diesen Anwohnern will der Zweckverband Strohgäubahn anbieten, an der Straßenfront Schallschutzfenster einzubauen. 150 000 Euro, so Ralf Rotermund vom Zweckverband, seien eingeplant.

Eine Lärmschutzwand käme den Zweckverband teurer zu stehen, alleine die Baukosten lägen bei 260 000 Euro. Für die Anwohner, die nördlich der Werkshalle wohnen, werde das neue Gebäude hingegen den Schall absorbieren. Sie haben somit kein Anrecht auf Schallschutz.

Wunsch nach einem „proaktiveren Bürgermeister“

„Mein Ohr kann aber nicht entscheiden, ob es gerade durch einen Durchschnittslärmwert oder einen Spitzenwert gestört wird“, warf ein Teilnehmer der Anhörung ein. Bürgermeister Wolf wurde auch direkt kritisiert: „Sie sprechen immer von gesetzlichen Verpflichtungen “, sagte ein weiterer Anwohner. Er wünsche sich einen „proaktiveren Bürgermeister und einen proaktiveren Gemeinderat.“ Wolf entgegnete, dass ihm der Lärmschutz der Bürger sehr am Herzen liege. Er als Bürgermeister werde gegenüber dem Zweckverband darauf dringen, dass die Bürger den ihnen zustehenden Schutz bekommen. „Mir wäre es am liebsten, wir würden die Schienen und die Straße daneben verschalen“, sagte er. „Aber das wäre eine Freiwilligkeitsleistung, das würde uns Millionen kosten.“ Geld, so Wolf weiter, das die Stadt gerade in den Ausbau der Kinderbetreuung und in die Sanierung des Gymnasiums investiere.

Der Bürgermeister verwies darauf, dass es in der Anhörung nicht um den Lärm an sich gehe. „Daran ist nicht der Zweckverband schuld. Hier geht es nur um die Schallreflektionen der Werkshalle“, so Wolf. Doch die Zweifel bleiben. Es gehe nicht nur um die Reflektionen, es gehe auch um den zusätzlichen Lärm durch den Betrieb der Werkstatt. „Sie sagen, sie wollen die Wagen drinnen betanken. Es gibt aber laut der Planungen auch draußen eine Zapfsäule“, bemerkte ein Anwohner. Die werde jedoch nur in Notfällen, etwa am Wochenende, genutzt. „Die Wagen werden in der Halle betankt“, so Rotermund.